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Salzgitter: »Sehr anspruchsvolles zweites Halbjahr«

Das Stahlkochen ist ebenso energie- wie rohstoffintensiv. Die starke Nachfrage etwa von Auto- und Maschinenbauern oder aus der Bauindustrie verschaffte der Salzgitter AG dennoch üppige Erträge.

Salzgitter
Ein Mitarbeiter reinigt im Stahlwerk der Salzgitter AG die Abstichrinne am Hochofen. Foto: Hauke-Christian Dittrich
Ein Mitarbeiter reinigt im Stahlwerk der Salzgitter AG die Abstichrinne am Hochofen.
Foto: Hauke-Christian Dittrich

Die gestiegenen Preise für Stahl haben dem Salzgitter-Konzern zuletzt hohe Gewinne eingebracht - der weitere Jahresverlauf könnte nach Einschätzung der Führung aber unsicherer werden.

»Zurzeit fallen die Märkte wieder, anders als bei Rohstoffen«, sagte Vorstandschef Gunnar Groebler bei der Hauptversammlung am Donnerstag. »Wir bereiten uns darauf vor, dass wir ein sehr anspruchsvolles zweites Halbjahr 2022 sehen werden.«

Die dynamische Entwicklung der Rohmaterial- und Energiekosten habe man durch Sicherungsgeschäfte teilweise abmildern können. Kohle- und Erzlieferungen für Salzgitter seien infolge des Ukraine-Kriegs kaum berührt. »Natürlich gibt es aber indirekte Effekte wie die Strom- und Gaspreise oder unsichere Absatzmärkte«, sagte Groebler. »Diese Effekte sind spürbar, aber wir können uns als Unternehmen darauf einrichten.«

Unabhängigkeit von russischen Rohstoffen angestrebt

Der Manager betonte, Salzgitter wolle sich als zweitgrößter deutscher Stahlhersteller daran beteiligen, eine größere Unabhängigkeit von russischen Rohstoffen zu erreichen. »Ein Weg dazu sind LNG-Terminals. Wir produzieren bereits die Rohre, durch die das Gas fließen wird«, sagte Groebler zur Anbindung der Aufnahmestelle für Flüssiggas in Wilhelmshaven.

Die eigene Energieversorgung werde hoffentlich nicht gefährdet. »Wenn wir vor einem abrupten Ende der Gaslieferungen (aus Russland) ausgehen müssten, hätte das Auswirkungen auf die Salzgitter AG.« Es sei aber schwer vorherzusagen, welchen genauen Umfang diese hätten.

Insgesamt geht der Konzern 2022 von weiteren Umsatz- und Ergebniszuwächsen aus. Die Erlöse könnten sich bei 11 Milliarden Euro einpendeln, schätzt das Management. 2021 wurden 9,8 Milliarden Euro erzielt, der Nettogewinn landete bei 586 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen 75 Cent pro Anteilsschein bekommen - dies wäre die höchste Ausschüttung seit 2008.

Von Koks zu Wasserstoff

Salzgitter will seine Stahlproduktion schrittweise von Kokskohle auf Wasserstoff umstellen. Dabei entsteht neben dem Roheisen Wasserdampf statt Kohlendioxid, was die Klimabilanz deutlich verbessern kann. Ab dem Sommer soll eine erste Anlage einen normalen Hochofen ersetzen. Der nötige Wasserstoff muss mithilfe von Ökostrom aus Wasser oder Ammoniak gewonnen werden, damit die CO2-Minderung insgesamt gelingt. Hierzu hat sich Salzgitter etwa mit dem dänischen Windenergiekonzern Ørsted zusammengetan. »Es gilt für uns, beide Energieformen zu sichern: grünen Strom und grünen Wasserstoff«, sagte Groebler.

Außerdem wolle man eine eigenständige Gesellschaft bleiben - mehrfach hatte es Gerüchte über eine mögliche Fusion mit dem deutschen Branchenprimus Thyssenkrupp gegeben. Der Bau- und Rohstoffunternehmer Günter Papenburg, dessen Stimmrechte die Schwelle von einem Viertel erreichen, hatte im Mai erklärt: »Wir streben keine wesentliche Änderung der Kapitalstruktur der Salzgitter AG an.« Man wolle aber »gegebenenfalls Einfluss auf die Besetzung weiterer Verwaltungs-, Leitungs- oder Aufsichtsorgane« nehmen.

© dpa-infocom, dpa:220602-99-520377/2