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Reisewarnung für mehr als 160 Länder bis Ende August

Der Sommerurlaub an Adria und Algarve ist zwar gerettet, für Antalya und Hurghada kann man das aber noch nicht sagen. Die weltweite Reisewarnung wird zunächst nur für 31 europäische Länder aufgehoben. Für die Türkei, Ägypten oder Thailand bleibt sie zunächst bestehen.

Reisewarnung
Die Reisewarnung für Nicht-EU-Länder soll bis Ende August verlängert werden. Foto: picture alliance / dpa
Die Reisewarnung für Nicht-EU-Länder soll bis Ende August verlängert werden. Foto: picture alliance / dpa

BERLIN. Die Bundesregierung hat die Reisewarnung für Touristen wegen der Corona-Pandemie für mehr als 160 Länder außerhalb der Europäischen Union bis zum 31. August verlängert.

Allerdings können Ausnahmen für einzelne Länder gemacht werden, in denen die Verbreitung des Virus ausreichend eingedämmt ist.

Bei der Beurteilung sollen die Entwicklung der Infektionszahlen, die Leistungsfähigkeit der Gesundheitssysteme, Testkapazitäten, Hygieneregeln, Rückreisemöglichkeiten und Sicherheitsmaßnahmen für Touristen berücksichtigt werden. Einen entsprechenden Beschluss fasste das Kabinett am Mittwoch in Berlin. Die Tourismusbranche forderte differenzierte Reisehinweise statt einer pauschalen Verlängerung.

Außenminister Heiko Maas sagte dazu, die Reisewarnung werde auch vor September immer wieder auf den Prüfstand gestellt. »Dort - und nur dort - wo das Gesamtpaket aus positiver Pandemieentwicklung, einem stabilen Gesundheitssystem, stimmigen Sicherheitsmaßnahmen für den Tourismus und verlässlichen Hin- und auch Rückreisemöglichkeiten das zulässt, können wir möglicherweise schon früher von einer Reisewarnung zu Reisehinweisen zurückkehren.«

Maas hatte am 17. März eine Reisewarnung für Touristen für alle rund 200 Länder der Welt ausgesprochen - und damit eine kostenlose Stornierung von Reisen ermöglicht.

In der vergangenen Woche hatte das Bundeskabinett beschlossen, die Reisewarnung für 31 europäische Länder aufzuheben. Dazu zählen die 26 Partnerländer Deutschlands in der Europäischen Union, das gerade aus der EU ausgetretene Großbritannien und die vier Staaten des grenzkontrollfreien Schengenraums, die nicht Mitglied in der EU sind: Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenstein. Für 29 Länder erfolgt die Aufhebung am 15. Juni, für Spanien und Norwegen erst später, weil dort noch Einreisesperren gelten.

Für diese Länder wird es künftig nur noch sogenannte Reisehinweise geben. Darin wird dann über die landesspezifischen Risiken informiert. Das kann auch bedeuten, dass von touristischen Reisen abgeraten wird. Zum Beispiel bei Großbritannien soll das der Fall sein, solange dort noch eine 14-tägige Quarantänepflicht für alle Einreisenden besteht.

Für die anderen mehr als 160 Länder gilt die Reisewarnung nun zunächst bis zum 31. August. Dazu zählen auch Hauptreiseländer der Deutschen, allen voran die Türkei als drittbeliebtestes Urlaubsland. Die Bundesregierung begründete diesen Schritt damit, dass in Ländern außerhalb der EU Reisebeschränkungen und Quarantänevorschriften »ohne jede Vorankündigung und mit sofortiger Wirkung« wieder eingeführt werden könnten.

Wegen solcher plötzlicher Maßnahmen waren im März Zehntausende deutsche Touristen im Ausland gestrandet. 240 000 wurden in einer wochenlangen Aktion zurück nach Deutschland geholt. Eine Wiederholung will die Bundesregierung unbedingt vermeiden.

Die Bundesregierung rät auch weiter dringend von Kreuzfahrten ab. Mehrere Kreuzfahrtschiffe hatten im März wegen Infektionen an Bord Probleme, einen Hafen zu finden, in den sie einlaufen konnten.

Der Reiseverband DRV bezeichnete die Entscheidung als nicht »verhältnismäßig«, weil sie rund 160 Staaten über einen Kamm schere. »Die Pandemie klingt in sehr vielen Ländern der Welt ab. Entsprechend stellt sich das Infektionsgeschehen in den rund 160 Ländern, auf die sich die Reisewarnung bezieht, sehr unterschiedlich dar«, argumentierte DRV-Präsident Norbert Fiebig. Viele Staaten setzten Hygiene- und Sicherheitsprotokolle um. »Das gilt auch für Kreuzfahrten, die Sicherheitskonzepte auf höchstem Niveau implementieren«, erklärte Fiebig. Zugleich wies er darauf hin, dass im Krisenfall die Veranstalter Pauschalurlauber zurückholten.

Der Geschäftsführer der FTI Group, Ralph Schiller, kritisierte, die Entscheidung der Bundesregierung »entzieht Veranstaltern und Reisebüros in Deutschland weiter einen großen Teil der Wirtschaftsgrundlage und ist zudem auch ein herber Rückschlag für viele betroffene Destinationen.«

DER Touristik Manager Ingo Burmester begrüßte die Ankündigung des Außenministers, auf Basis eines Kriterienkataloges individuelle Bewertungen vorzunehmen. »Wir sind überzeugt, dass einige Reiseziele, darunter die Türkei, bereits zeitnah Urlauber sicher empfangen können«, sagte der Zentraleuropa-Chef. (dpa)

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