Die Deutsche Bank sieht sich trotz eines Gewinnrückgangs im zweiten Quartal auf Kurs. Insgesamt sei der Ausblick für das laufende Jahr im Ton vielleicht sogar etwas optimistischer als noch vor drei Monaten, sagte Finanzvorstand James von Moltke am Mittwoch bei der Vorstellung der Quartalszahlen. An ihrem Sparkurs hält die Bank unter anderem mit einem Abbau von Stellen in kundenfernen Bereichen fest. »Wir konzentrieren uns auf die Umsetzung unserer Kostenagenda«, sagte der Finanzvorstand.
Hohe Kosten für den Konzernumbau von 260 Millionen Euro sowie Rechtsstreitigkeiten brockten der größten deutschen Privatbank nach einem starken Jahresauftakt im zweiten Vierteljahr 2023 einen Gewinnrückgang ein. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von 763 Millionen Euro und damit 27 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie der Dax-Konzern mitteilte. Analysten hatten allerdings mit einem noch stärkeren Einbruch gerechnet.
Starker Anstieg der Einnahmen
Die Deutsche Bank erklärte den Gewinnrückgang mit Sonderkosten von insgesamt 655 Millionen Euro für den Konzernumbau und Rechtsstreitigkeiten, vor allem im Zusammenhang mit Altfällen. Im gesamten ersten Halbjahr erzielte das Institut dank eines starken Jahresauftakts mit fast 3,3 Milliarden Euro den höchsten Vorsteuergewinn seit 2011. »Wir sind im ersten Halbjahr 2023 erneut in allen Geschäftsbereichen dynamisch gewachsen und haben unsere Ertragskraft ebenso unter Beweis gestellt wie unsere robuste Bilanz«, sagte Vorstandschef Christian Sewing. »Damit sind wir auf einem guten Weg, unsere Ziele für 2025 zu erreichen.«
Positiv wirkte sich ein überraschend starker Anstieg der Einnahmen aus. So kletterten die gesamten Erträge der Bank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf 7,4 Milliarden Euro und damit stärker als erwartet. Für das laufende Jahr erwartet der Vorstand jetzt, dass die gesamten Erträge der Bank in der oberen Hälfte der Zielspanne von 28 bis 29 Milliarden Euro liegen. Ein klares Gewinn- oder Renditeziel gibt es für 2023 nicht. Sewing hatte allerdings im Februar einen weiteren Anstieg des Vorsteuergewinns in Aussicht gestellt, nachdem der Konzern im vergangenen Jahr hier 5,6 Milliarden Euro erzielt hatte.
Den größten Teil des Gewinns vor Steuern lieferte im zweiten Quartal die Unternehmensbank ab: Ihr Ergebnis stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als die Hälfte auf 670 Millionen Euro. In der Investmentbank sackte der Vorsteuergewinn hingegen um 44 Prozent auf 576 Millionen Euro in den Keller. Die Privatkundenbank warf sogar 58 Prozent weniger ab, und die Fondstochter DWS steuerte gut ein Drittel weniger bei als im zweiten Quartal 2022.
Die Bank will eigene Aktien zurückkaufen
Das Institut hatte im vergangenen Jahr mit 5 Milliarden Euro den höchsten Gewinn seit 15 Jahren erreicht. Neben der bereits ausgeschütteten Dividende soll es in Kürze noch einen Nachschlag geben. So will der Konzern in der Zeit von August bis Dezember eigene Aktien im Wert von bis zu 450 Millionen Euro zurückkaufen, wie er am Dienstagabend mitgeteilt hatte. »Mit den geplanten Aktienrückkäufen wollen wir wie versprochen weiteres Kapital an unsere Aktionäre ausschütten«, sagte Sewing. Insgesamt will die Bank durch Dividenden und Aktienrückkäufe im laufenden Jahr mehr als eine Milliarde Euro an ihre Anteilseigner zurückgeben.
Trotz des Sparkurses stieg die Zahl der Beschäftigten im zweiten Quartal um 343 auf 87 055 Vollzeitstellen. Dazu trugen unter anderem Einstellungen bei Kontrollfunktionen bei. Zugleich entfielen rund 500 Stellen im Technologiezentrum in Russland und weitere Jobs in kundenfernen Bereichen. »Um unser Ziel zu erreichen, zusätzlich 2,5 Milliarden Euro einzusparen, haben wir bereits viele Maßnahmen umgesetzt oder eingeleitet, die Kostensenkungen von mehr als einer Milliarde Euro ermöglichen«, hieß es in einer Nachricht von Vorstandschef Sewing. Weitere konkrete Schritte seien identifiziert. »Dass dies auch mit harten Entscheidungen verbunden ist, ist mir bewusst.«
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