Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland wird im laufenden Jahr im Vergleich zum Vorjahr einer Prognose zufolge um durchschnittlich 190.000 steigen. Als Ursache sieht das Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) die hohe Inflation, steigende Zinsen sowie eine schwache Auslandsnachfrage.
Die Faktoren hätten die wirtschaftliche Entwicklung gedämpft, teilte das Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Nürnberg mit. Die Bundesagentur hatte die Zahl der Arbeitslosen im August mit 2,7 Millionen angegeben.
»Der Wirtschaftsabschwung hat sich in Deutschland festgesetzt. Das macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar, gemessen an der schwachen Konjunktur hält er sich aber vergleichsweise gut«, sagte Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. Die Herausforderungen seien aber groß - es gehe etwa um Fachkräftesicherung, aber auch um Themen wie Investitionsförderung und Infrastruktur. »Es braucht daher ein umfassendes Transformationsprogramm«, sagte Weber.
IAB: Niedrige Jobchancen
Im Jahr 2024 werde die Zahl der Arbeitslosen noch einmal um 60.000 Personen steigen, heißt es in der Prognose. »Die Jobchancen von Arbeitslosen sind derzeit so niedrig wie zu Corona-Zeiten«, erklärten die Forscher. Entsprechend liege die Langzeitarbeitslosigkeit deutlich über dem Vor-Corona-Niveau.
Dennoch steigen werde die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten: Für 2023 rechnet das IAB mit einem vergleichsweise moderaten Anstieg um 250.000 auf 34,76 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Der Zuwachs würde damit um die Hälfte geringer ausfallen als im Jahr 2022.
Hinsichtlich der Konjunktur erwarten die IAB-Experten einen Rückgang der Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um 0,6 Prozent. Im nächsten Jahr soll dann das Bruttoinlandsprodukt wieder um 1,1 Prozent steigen. Voraussetzung dafür sei aber ein Rückgang der Inflation.
© dpa-infocom, dpa:230922-99-293316/2