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Pharmakonzern Astrazeneca macht dickes Umsatzplus

Für Astrazeneca war 2021 vermutlich das turbulenteste Jahr der Firmengeschichte. Monatelang stand der Corona-Impfstoff des Unternehmens im Mittelpunkt von Debatten und Streit. Finanziell hat es sich aber gelohnt.

Astrazeneca
Das Logo am Gebäude des internationalen Pharmakonzerns Astrazeneca. Mit der Herstellung eines Corona-Impfstoffs und einer milliardenschweren Übernahme hat Astrazeneca ein turbulentes Jahr hinter sich. Foto: Georg Wendt/dpa
Das Logo am Gebäude des internationalen Pharmakonzerns Astrazeneca. Mit der Herstellung eines Corona-Impfstoffs und einer milliardenschweren Übernahme hat Astrazeneca ein turbulentes Jahr hinter sich. Foto: Georg Wendt/dpa

CAMBRIDGE. Trotz einer monatelangen Abgabe zum Selbstkostenpreis hat der Pharmakonzern Astrazeneca stark von seinem Corona-Impfstoff profitiert.

Der Umsatz des britisch-schwedischen Unternehmens stieg 2021 deutlich um 41 Prozent auf rund 37,4 Milliarden US-Dollar (32,7 Mrd Euro), wie Astrazeneca am Donnerstag in Cambridge mitteilte. Treiber war vor allem der Corona-Impfstoff, der knapp vier Milliarden Dollar beisteuerte. Das war allerdings deutlich weniger, als der Konkurrent Pfizer dank seines gemeinsam mit Biontech entwickelten Mittels einnahm.

Für Astrazeneca war 2021 ein turbulentes Jahr. Der Konzern geriet in einen Brexit-Streit zwischen London und Brüssel über das richtige Vorgehen in der Pandemie. Während das Unternehmen in Europa wiederholt Ziel von Kritik und Spott war und die EU von Vertragsbruch sprach, lobte die britische Regierung den Konzern als Retter des Landes. Weltweit wurden mehr als 2,5 Milliarden Dosen des Impfstoffs Vaxzevria verteilt. Vor allem zu Beginn kam der Eindruck auf, das Unternehmen sei von seiner plötzlichen Bekanntheit überfordert.

Trotz zahlreicher Studien und öffentlicher Beteuerungen von EU-Politikern, die Wirkung und Ungefährlichkeit von Vaxzevria beteuerten, hatte das Mittel in Deutschland rasch den Ruf weg, minderwertiger zu sein als der Impfstoff von Biontech und Pfizer. Vor die Wahl gestellt, entschieden sich die meisten für Biontech oder das Mittel des US-Konzerns Moderna.

Astrazeneca-Chef Pascal Soriot und Wissenschaftler der Universität Oxford, die an der Entwicklung des Vakzins beteiligt waren, zeigten sich immer wieder verwundert über das Misstrauen, das dem Impfstoff entgegen schlug. Erst vor kurzem warf der Oxford-Forscher John Bell, der Vaxzevria mit entwickelt hat, Politikern und Wissenschaftlern außerhalb Großbritanniens vor, die Reputation des Konzerns beschädigt und damit womöglich Hunderttausende Tote auf dem Gewissen zu haben.

Ganz anders das Bild in Großbritannien: In mehreren Fälle wollten sich Menschen nur mit dem »britischen Mittel« von Astrazeneca impfen lassen wollten. Vaxzevria ist das am meisten gespritzte Mittel im Königreich bei Erst- und Zweitimpfungen. Doch beim Booster sieht das anders aus. Hier spielte Astrazeneca praktisch keine Rolle.

2022 soll Corona-Impfstoff auch Erträge bringen

Mittlerweile will der Konzern auch Geld mit dem Impfstoff verdienen. Im November kündigte Chef Soriot an, für 2022 seien mehrere gewinnorientierte Vereinbarungen unterzeichnet worden. Es werde gestaffelte Preise geben, um sicherzustellen, dass der Impfstoff erschwinglich bleibe. Erwartet werden »moderate« Erträge. Die Wettbewerber Pfizer/Biontech und Moderna machen mit ihren Vakzinen seit Beginn Profit. Dem Viagra-Hersteller Pfizer spülte der Impfstoff Comirnaty 2021 knapp 37 Milliarden Dollar in die Kassen. Dennoch geriet das Unternehmen aus Cambridge in die Kritik, die globalisierungskritische Organisation Oxfam warf Astrazeneca vor, seine Versprechen zu brechen.

Zwar zeigte sich Astrazeneca-Vizepräsidentin Iskra Reic zuversichtlich, dass auch 2022 weiter Nachfrage vorhanden sein werde. Die Bedeutung des Impfstoffs für das Konzernergebnis wird aber sinken, wie Astrazeneca nun mitteilte. Die Covid-bezogenen Umsätze würden um 20 bis 25 Prozent zurückgehen. Das liegt zum einen daran, dass in den Ländern, in denen mehr Geld für Impfstoffe verlangt werden kann, die Impfquote hoch und die Märkte besetzt sind. Andererseits betonte Konzernchef Soriot im November: »Das Virus wird endemisch, was bedeutet, dass wir lernen müssen, damit zu leben.«

Alexion-Übernahme soll langfristiges Wachstum sichern

Auch deshalb stellt sich der Konzern breiter auf und setzt vor allem auf die Bekämpfung seltener Krankheiten. Dazu kaufte der Konzern für stolze 39 Milliarden US-Dollar das US-Biotechnologieunternehmen Alexion. Von dem Erwerb erhofft sich Astrazeneca einen weiteren Schub. Zudem legten Kassenschlager wie die Krebsmedikamente Tagrisso, Imfinzi und Lynparza im Vergleich zum Vorjahr zu. Allerdings sank wegen der Übernahme der Konzernüberschuss deutlich. Unterm Strich betrug 2021 der Gewinn 112 Millionen Dollar, nachdem Astrazeneca im Vorjahr rund 3,2 Milliarden Dollar erwirtschaftet hatte.

Konzernchef Soriot zeigte sich dank der milliardenschweren Alexion-Übernahme zuversichtlich für das langfristige Wachstum. Erstmals seit einem Jahrzehnt erhöht Astrazeneca die Dividende. Bereits für 2021 soll es 2,87 Dollar je Aktie geben, nach 2,80 Dollar im Vorjahr. Danach soll die Ausschüttung auf 2,90 Dollar steigen. (dpa)