Nur wenige US-Unternehmen geben dem Standort Deutschland einer Umfrage zufolge gute Noten - vor allem wegen der hohen Energiekosten.
Im Wettbewerb mit den Vereinigten Staaten verliert Deutschland an Boden, zumal die USA mit Milliarden-Subventionen um Unternehmen werben. Das zeigt eine veröffentlichte Studie der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany) und der Beratungsgesellschaft Roland Berger. Warnungen vor einer breiten Abwanderung von Unternehmen ins Ausland hält AmCham-Präsidentin Simone Menne aber für übertrieben.
Nur noch gut ein Drittel der befragten hierzulande tätigen US-Unternehmen (34 Prozent) bewerten den Standort Deutschland als »gut« oder »sehr gut«. Nach dem »Transatlantic Business Barometer« waren es im vergangenen Jahr 59 Prozent und 2021 noch 63 Prozent.
»US-Unternehmen kritisieren seit Jahren hohe Energiekosten und die schleppende Digitalisierung in Deutschland, nun wächst die Sorge um den Fachkräftemangel«, sagte Menne der Nachrichtenagentur Deutschen Presse-Agentur. Es würden aber auch die Stärken hierzulande gesehen wie Rechtssicherheit, Qualität der Fachkräfte und die starke Forschung.
»Derzeit läuft der Standortwettbewerb zugunsten der USA«
Während laut Umfrage fast drei Viertel der deutschen Unternehmen in den USA (74 Prozent) ihre Aktivitäten dort ausbauen wollen, trifft das auf nur gut jede zweite US-Firma in Deutschland zu (53 Prozent). Den Standort USA bewerten 74 Prozent als "gut" oder "sehr gut". »Derzeit läuft der Standortwettbewerb zugunsten der USA«, so Menne.
»Es wird laut vor einer Abwanderung von Firmen gewarnt, aber die Realität sieht anders aus«, meinte Menne. »Auch die Gefahr einer Deindustrialisierung Deutschlands sehe ich nicht.« Deutschland sei im internationalen Vergleich weiter ein attraktiver Standort. Trotz der Energie-Problematik wollen insgesamt fast zwei Drittel der befragten Unternehmen nicht die Produktion in die USA verlagern, so die Umfrage. Auch gäbe der IRA keinen Anlass zur Panik.
Auf der anderen Seite erwarten 38 Prozent der befragten US-Firmen mittelfristig bessere Standortbedingungen in Deutschland. »Die US-Unternehmen nehmen es positiv wahr, dass die Bundesregierung die Energieabhängigkeit von Russland schnell reduziert hat und düstere wirtschaftliche Szenarien nicht eingetreten sind«, sagte Menne. Auch glaubten viele US-Firmen, dass die hohen Energiekosten hierzulande mittelfristig sinken. Ferner gebe es auch in Europa hohe Subventionen wie den European Chip Act für die Halbleiterindustrie und das Maßnahmenpaket »Fit for 55« für den Klimaschutz, sagte Menne.
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