Washington (dpa) - Die Wucht der Corona-Krise hat in den USA bereits zu einer verheerenden Lage am Arbeitsmarkt geführt. Seit Mitte März haben rund 22 Millionen Menschen erstmals Arbeitslosenhilfe beantragt - so viele wie nie zuvor in solch kurzer Zeit.
Heute veröffentlicht das US-Arbeitsministerium um 14.30 Uhr MESZ die Zahl neuer Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe für die Woche bis 18. April. Experten rechnen dabei mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit in der größten Volkswirtschaft der Welt.
In der Vorwoche hatte es 5,2 Millionen Neuanträge gegeben. Sie gelten als Indikator für die kurzfristige Entwicklung des US-Arbeitsmarkts. Zuletzt deuteten die Daten auf einen dramatischen Wirtschaftseinbruch hin. Vor der Zuspitzung der Epidemie des neuartigen Coronavirus hatte es pro Woche noch regelmäßig weniger als 100.000 Erstanträge gegeben.
Die US-Arbeitslosenquote dürfte Experten zufolge bereits deutlich über 10 Prozent liegen, manche Analysten rechnen sogar mit etwa 15 Prozent. Einen genauen Wert gibt es noch nicht, weil die Statistik zuletzt nicht mit der Geschwindigkeit der Jobverluste Schritt halten konnte. Die Arbeitslosenquote hatte im Februar noch bei 3,5 Prozent gelegen, dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten.
Die rasante Ausbreitung des Coronavirus hat das öffentliche Leben in den USA weitgehend zum Erliegen gebracht. Die große Mehrheit der rund 330 Millionen Amerikaner unterliegt Ausgangsbeschränkungen. Viele Geschäfte und Betriebe sind geschlossen, Restaurants und Hotels bleiben leer, Flüge sind massenhaft gestrichen, Veranstaltungen abgesagt. Viele Mitarbeiter geschlossener Unternehmen müssen daher Arbeitslosenhilfe beantragen. Zudem sind Entlassungen in den USA in der Regel weit einfacher möglich als etwa in Deutschland.
US-Präsident Donald Trump hofft, dass eine Lockerung der wegen der Epidemie verhängten Schutzmaßnahmen Besserung bringen wird. Er will, dass die Bundesstaaten wieder stufenweise zur Normalität zurückkehren und hofft, dass die Wirtschaft dann wieder »wie eine Rakete« durchstarten wird. Die meisten Experten gehen aber davon aus, dass die Wirtschaft in diesem Jahr eine schwere Rezession erleben wird und eine Erholung erst 2021 in Sicht ist. Das kommt Trump - der sich im November um eine zweite Amtszeit bewirbt - höchst ungelegen.
Regierung und Kongress hatten angesichts der Krise Ende März ein gewaltiges Konjunkturpaket auf den Weg gebracht, um rund 2,2 Billionen Dollar in die leidende Wirtschaft zu pumpen. Diese Woche wollte der Kongress nochmals rund 500 Milliarden Dollar nachschieben.
Dann sollen insgesamt mehr als 650 Milliarden Dollar bereitstehen für ein Programm, das kleinen und mittelgroßen Unternehmen für die kommenden Monate weitgehend die Lohnkosten ersetzt, um den Anstieg der Arbeitslosigkeit zu begrenzen. Die Auswirkung des Programms auf die Arbeitsmarktdaten war aber noch nicht absehbar. Neue Daten zur Arbeitslosenquote im März und vorläufige Zahlen für April werden erst wieder Anfang Mai veröffentlicht werden.
Bis Mittwochnachmittag (Ortszeit) gab es in den USA nach Angaben von Forschern der Universität Johns Hopkins mehr als 830.000 bestätigte Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2, der die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann. Mehr als 45.000 Menschen kamen in den USA infolge der Epidemie ums Leben.