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Musks Zukunftsvisionen lassen Tesla-Investoren kalt

Tesla war lange ein Börsenliebling - doch enttäuscht nun die Wall Street. Konzernchef Elon Musk verspricht für die Zukunft ein noch nie dagewesenes Produktionsverfahren. Die Anleger lässt das kalt.

Elon Musk
Chinesische Autohersteller sind nach Einschätzung von Tesla-Chef Elon Musk so stark, dass der Großteil der Branche ohne Handelsbarrieren keine Chance gegen sie hätte. Foto: Michel Euler/DPA
Chinesische Autohersteller sind nach Einschätzung von Tesla-Chef Elon Musk so stark, dass der Großteil der Branche ohne Handelsbarrieren keine Chance gegen sie hätte.
Foto: Michel Euler/DPA

Teslas rasantes Wachstum flaut ab - und Firmenchef Elon Musk kann Investoren nicht mehr mit Zukunftsmusik begeistern. Im vergangenen Quartal verfehlte der Elektroauto-Hersteller die Erwartungen der Wall Street, ein Absatzziel für dieses Jahr gibt es nicht - aber das Eingeständnis, dass die Auslieferungen merklich langsamer zulegen werden. Musk zeichnete jedoch ein rosiges Bild für die Zukunft: Tesla sei nur zwischen zwei Wachstumswellen, entwickele ein »revolutionäres« Produktionssystem und könne zum wertvollsten Unternehmen der Welt werden.

Die Anleger beeindruckte das nicht: Noch während Musk in einer Telefonkonferenz mit Analysten sprach, rutsche die Aktie tiefer ins Minus. Im vorbörslichen Handel ging die Talfahrt weiter und der Kurs fiel zeitweise um rund neun Prozent. Analyst Gene Munster fasste die Stimmung im TV-Sender CNBC zusammen: »Es ist der ernüchterndste Ausblick von Tesla, den ich bisher gesehen habe.«

Mit dem neuen Produktionsverfahren soll unter anderem ein günstigeres Kompaktmodell gebaut werden. Die Fertigung solle nach aktueller Planung im zweiten Halbjahr 2025 im texanischen Austin beginnen, sagte Musk. Zugleich schränkte er ein: »Ich bin oft optimistisch, was die Zeit angeht.« Austin sei gewählt worden, weil beim Start die Ingenieure »auf der Produktionslinie leben müssen«, sagte Musk.

Teslas Antwort auf übermächtige Konkurrenz aus China

Das günstigere Modell ist von strategischer Bedeutung für Tesla: Denn die Konkurrenz durch chinesische Hersteller nimmt zu. Im vergangenen Quartal verkaufte der Hersteller BYD mehr Elektroautos als Tesla. Im gesamten Jahr 2023 lag Tesla mit 1,81 Millionen Fahrzeugen zwar noch vorn - aber es ist absehbar, dass BYD die Nummer eins werden wird.

Chinesische Autohersteller seien so stark, dass der Großteil der Branche ohne Handelsbarrieren keine Chance gegen sie hätte, warnte Musk. »Sie sind extrem gut«, sagte er in der Telefonkonferenz. »Wenn es keine Handelsschranken gibt, werden sie die meisten anderen Autofirmen in der Welt so ziemlich zerstören.« In den USA hält ein Einfuhrzoll von 25 Prozent chinesische Autobauer vom Markt fern.

Zweifel an Teslas neuer »Autopilot«-Software

Auf der gleichen technischen Basis wie das günstigere Modell will Musk nach früheren Angaben auch ein Robotaxi ohne Lenkrad und Pedale bauen. Dafür müste Tesla aber zunächst einmal die von Musk schon seit Jahren in Aussicht gestellte Technologie zum autonomen Fahren entwickeln.

Tesla hat zwar eine fortgeschrittene Version seines Assistenzsystems »Autopilot« mit der Bezeichnung »Full Self-Driving« (FSD, »komplett selbstfahrend«). Anders als der Name verspricht, macht die Technik einen Tesla aber nicht zum wirklich autonomen Auto: Der Fahrer trägt immer noch die Verantwortung und muss jederzeit bereit sein, die Kontrolle zu übernehmen. Aber FSD ist immerhin darauf trainiert, etwa Ampeln und Vorfahrt-Regeln zu beachten. Allerdings ist die Software weiterhin in einer Testphase und macht Fehler - während Musk immer wieder verspricht, dass sie bald fertig sein werde.

Vor einem halben Jahr sorgte Musk für Aufsehen mit der Mitteilung, dass Tesla in Gesprächen mit einem großen Hersteller sei, der Interesse am Einsatz der FSD-Software habe. Jetzt sagte er auf Nachfrage, man habe sich nur herangetastet: »Ich denke, sie glauben, dass es noch nicht real ist.« Dieses Jahr werde man aber den Beweis liefern, versicherte er.

Musk will mehr Stimmrechte bei Tesla

Musk bekräftigte, dass er sich erst wohl damit fühlen werde, bei Tesla Software mit Künstlicher Intelligenz und Roboter zu entwickeln, wenn er mehr Einfluss bei der Firma bekomme. Aktuell hält er rund zwölf Prozent der Anteile und Stimmrechte - und andere Investoren könnten ihn damit ausbooten, argumentierte Musk. Er strebt ein Viertel der Stimmrechte an. »Ideal« seien dafür Aktien mit mehr Stimmrechten, sagte er nun. Mit solchen Aktien schützen Gründer wie Mark Zuckerberg beim Facebook-Konzern Meta oder Larry Page und Sergey Brin bei der Google-Mutter Alphabet ihre Kontrolle über die Unternehmen. Musk sagte, er wolle »starken Einfluss, aber keine Kontrolle«.

Erste Optimus-Roboter im kommenden Jahr?

Zugleich musste Musk wieder einmal von ihm selbst geweckte Ungeduld bremsen. Seit er in Aussicht gestellt hatte, dass einmal der humanoide Roboter »Optimus« an Teslas Produktionslinien arbeiten wird, wollen Investoren wissen, wann es soweit ist. Auch diesmal wich Musk aus. Er stellte immerhin in Aussicht, dass im kommenden Jahr erste Optimus-Roboter gebaut werden könnten.

Verfehlte Markterwartungen

Teslas Umsatz stieg im Jahresvergleich um drei Prozent auf 25,17 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit Erlösen von fast 25,9 Milliarden Dollar gerechnet.

Tesla gab keine Prognose für Auslieferungen im laufenden Jahr ab. Analysten hatten sich auf eine Schätzung von rund 2,1 Millionen Fahrzeuge eingestellt. Im vergangenen Jahr hatte Tesla nach mehreren Preissenkungen das Auslieferungsziel von 1,8 Millionen Elektroautos geschafft - ein Plus von 38 Prozent. Früher hatte Musk das Ziel ausgegeben, jedes Jahr um mindestens 50 Prozent zu wachsen.

Der Tesla-Quartalsgewinn sprang im Jahresvergleich von 3,7 auf 7,9 Milliarden Dollar hoch. Analysten hatten allerdings auch mit mehr Gewinn pro Aktie als die bekanntgegebenen 71 US-Cent gerechnet.

© dpa-infocom, dpa:240125-99-742397/4