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Musk will Tesla-Geschäft erstmals mit Werbung ankurbeln

Bislang hatte Tesla keine Werbung für seine Elektroautos nötig - aber mit abgebremstem Wachstum kommt ein Umdenken. Zudem macht Firmenchef Elon Musk eine Ansage zu seinen kontroversen Ansichten.

Elon Musk
»Es gibt noch keine vollständige Strategie«, sagt Tesla-Chef Elon Musk über die Planung für Werbung. Foto: Susan Walsh
»Es gibt noch keine vollständige Strategie«, sagt Tesla-Chef Elon Musk über die Planung für Werbung.
Foto: Susan Walsh

Der Elektroautobauer Tesla hat traditionell auf Werbeanzeigen verzichtet, doch mit dieser Linie will Konzernchef Elon Musk nun brechen. »Wir werden ein bisschen Werbung ausprobieren und schauen, wie es läuft«, sagte Musk bei Teslas Aktionärstreffen im texanischen Austin am Dienstag. Angesichts hoher Nachfrage hatte Tesla bezahlte Anzeigen lange nicht nötig.

Musk nutzte seine eigene Popularität und andere Mittel als Marketing-Instrumente - vor allem die inzwischen von ihm übernommene Online-Plattform Twitter. Doch das scheint zunehmend ausgereizt - dieses Jahr senkte Tesla mehrfach die Preise.

»Noch keine vollständige Strategie«

Eine ausgereifte Planung für Werbung habe Tesla aber noch nicht, sagte Musk nach der Hauptversammlung dem US-Sender CNBC. »Ich habe dem gerade erst zugestimmt, es gibt noch keine vollständige Strategie.«

Anzeigen könnten jedoch ein Weg sein, Teslas Kundenbasis zu erweitern. Der E-Auto-Pionier verfolgt ehrgeizige Wachstumsziele, doch die Konkurrenz wird immer schärfer. Auch droht konjunktureller Gegenwind. Auch Tesla sei nicht »immun« gegen Rezessionsrisiken, sagte Musk. Er rechne in den kommenden zwölf Monaten mit einem schwierigen Wirtschaftsumfeld. Musk kritisierte erneut, das Zinsniveau der US-Notenbank Federal Reserve bremse die Wirtschaft. Höhere Zinsen machen unter anderem Autokredite weniger attraktiv.

Musk wiederholte in dem Interview seine Behauptung, dass Tesla kurz davor stehe, seine Fahrzeuge zu autonom fahrenden Autos zu machen. Tesla sei der einzige Autohersteller, bei dem man glaube, volle Autonomie mit einem Software-Update erreichen zu können, betonte er. Es sehe danach aus, als würde es noch in diesem Jahr so weit sein, sagte Musk vorsichtig auf Nachfrage.

Musk über sich selbst: »pathologischer Optimist«

Vom CNBC-Journalisten David Faber daran erinnert, dass er schon vor Jahren immer wieder das baldige Meistern des autonomen Fahrens verkündet habe, sagte Musk, er sei wohl ein »pathologischer Optimist«. Jetzt stimme ihn aber zuversichtlich, dass er mehrere Tage durch San Francisco gefahren sei, ohne viel in die Kontrolle über das Fahrzeug von der Software übernehmen zu müssen. Wie bereits schon vor Jahren stellte er auch erneut in Aussicht, dass Tesla-Besitzer ihre Autos zum Geldverdienen als Robotaxis losschicken können würden.

Tesla lässt Kunden in den USA eine neue Version der Assistenzsoftware »Autopilot« mit der Bezeichnung »komplett selbstfahrend« testen. Zugleich betont der Konzern, dass »Autopilot« die Fahrzeuge nicht zu selbstfahrenden Autos mache und die Menschen am Steuer die Verantwortung behielten. Nach gängiger Definition in der Branche ist auch die Variante im Test nicht mehr als ein Assistenzsystem.

Die General-Motors-Tochter Cruise und die Google-Schwesterfirma Waymo lassen derweil Robotaxis ohne einen Fahrer am Steuer durch San Francisco fahren. Musk behauptete im Interview, die Waymo-Technologie funktioniere nur auf präzise vermessenen Straßen, und werde durch Veränderungen wie Unfälle oder Bauarbeiten verwirrt. Tesla sei dagegen weiter und habe »praktisch« eine Lösung entwickelt, die überall funktioniere, sagte er.

Kontroversen um politische Ansichten

Nutzer-Videos von Tests der neuen »Autopilot«-Version aus den vergangenen Monaten zeigten zum Teil erratisches Verhalten der Software. Das »Autopilot«-System steht nach mehreren Unfällen auch im Visier von Ermittlungen von US-Behörden. In dem gut einstündigen CNBC-Interview verteidigte Musk auch seine kontroversen Tweets, verurteilte das Arbeiten von zu Hause aus und zeigte sich überzeugt, dass es chinesische Pläne zur Besetzung von Taiwan gebe.

Musk wurde unter anderem auf seine jüngsten Tweets über den Finanzier und Holocaust-Überlebenden George Soros angesprochen, in denen er unter anderem behauptete, dass dieser die Menschheit hasse. Auf die Frage, ob er mit solchen Tweets dem Geschäft seiner Unternehmen schade, hakte Musk ab: »Ich werde sagen, was ich sagen will - und wenn die Folge davon ist, Geld zu verlieren, dann ist das so.«

Der Tech-Milliardär, der für alle Angestellten von Tesla und Twitter die Rückkehr ins Büro nach der Pandemie anordnete, bezeichnete das Arbeiten von zu Hause aus als »moralisch falsch«. Wieso sollten Leute, die Autos und Häuser bauten oder reparierten zur Arbeit gehen - und diejenigen, die vor dem Computer säßen, nicht, argumentierte er.

Einer der Gründer von OpenAI

Zu Taiwan sagte Musk, es sei die offizielle Politik Chinas, die Insel unter Kontrolle zu bringen. Daher denke er, es gebe »eine gewisse Unabwendbarkeit bei der Situation«. Die USA warnen China stets vor einer Militäraktion in Taiwan. Auf der Insel wird ein großer Teil der globalen Produktion hochmoderner Chips gefertigt. Tesla wäre von einem Konflikt um Taiwan weniger betroffen als andere Unternehmen, sagte Musk: »Ich wäre nicht sicher, wo man zum Beispiel ein iPhone bekommen würde.« Tesla hat ein großes Werk im chinesischen Shanghai.

Zum Thema Künstliche Intelligenz behauptete Musk, dass Tesla allen überlegen sei: »Ich bin nicht einmal sicher, wer die Nummer Zwei ist.« Musk war einer der Gründer des ChatGPT-Entwicklers OpenAI. »Ich bin der Grund, warum OpenAI existiert.« Inzwischen gründete Musk das neue eigene KI-Unternehmen X.AI, über das er noch nicht reden wollte.

© dpa-infocom, dpa:230517-99-718040/3