Ein staatlich geförderter Kredit sollte Familien helfen, klimafreundliche Häuser zu bauen - doch er wird so schlecht genutzt, dass die Bundesregierung jetzt nachbessern will.
Das Bauministerium kündigte an, die Konditionen des erst im Juni eingeführten Programms anpassen zu wollen. »Denn unser Ziel ist klar: Wir wollen möglichst viele Familien bei der Bildung von Wohneigentum unterstützen«, erklärte Staatssekretär Rolf Bösinger. Details zu den neuen Bedingungen nannte er zunächst allerdings nicht.
Mit dem Programm sollten Familien mit niedrigen und mittleren Einkommen beim Neubau eines klimafreundlichen Hauses unterstützt werden. Dafür sollten sie zinsgünstige Kredite von der Förderbank KfW erhalten. Zum Start galt für einen Kredit mit bis zu 35 Jahren Laufzeit und zehn Jahren Bindung ein Zinssatz von 1,25 Prozent. Das ist deutlich niedriger als die aktuell marktüblichen 3,5 Prozent.
Familien können bis zu 240.000 Euro zinsgünstig aufnehmen
Eine Familie mit ein oder zwei Kindern kann so aktuell 140.000 Euro zinsgünstig aufnehmen. Diese Summe steigt bis auf 190.000 Euro bei fünf Kindern. Wer noch klimafreundlicher baut, kann bis zu 240.000 Euro erhalten. Kritisiert wird, dass das für ein Haus mit dem geforderten CO2-Fußabdruck in den allermeisten Gegenden Deutschland nicht ausreicht.
Weiterer großer Kritikpunkt: Die Familien dürfen nicht zu viel verdienen. Haben sie ein Kind, gilt eine Grenze des zu versteuernden Haushaltseinkommens von 60.000 Euro. Mit jedem weiteren Kind schiebt sich die Schwelle um 10.000 Euro nach oben. Kritiker argumentieren, mit diesem Einkommen sei ein klimafreundlicher Neubau auch mit Förderung kaum zu stemmen.
In den ersten zwei Monaten seien lediglich 104 Anträge eingereicht worden, erklärte Bösinger. Zwar brauche Planung, Beratung und Prüfung eines solchen Bauvorhabens immer einige Zeit. Gleichwohl entwickele sich das Programm »nicht so gut, wie es von uns beabsichtigt war«. Das Ministerium werde das Programm zusammen mit der KfW zeitnah attraktiver gestalten. Für dieses Jahr stehen 350 Millionen Euro zur Verfügung, die noch lange nicht ausgeschöpft sind.
Bundesregierung will gegen Bauflaute ankämpfen
Mit dem Programm versucht die Bundesregierung gegen die seit Monaten anhaltende Bauflaute anzukämpfen. Wegen der gestiegenen Zinsen und auch teurer Baumaterialien ist der Wohnungsbau in Deutschland insgesamt stark ins Stocken geraten. Immer weniger Familien und auch die kommerzielle Immobilienwirtschaft entscheiden sich fürs Bauen. Zugleich gibt es zu wenig Wohnraum. Das führt vor allem in Ballungsräumen zu hohen Mieten, die viele Familien nicht mehr bezahlen können.
Im ersten Halbjahr schrumpfte die Nachfrage nach privaten Baukrediten um fast 50 Prozent, wie eine Auswertung der Analysefirma Barkow Consulting zeigt. Das sei die schlechteste Halbjahresbilanz seit fast 20 Jahren. Auch im Juni lag das Neugeschäft mit Privathaushalten und Selbstständigen rund 39 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor.
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