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Merck kämpft weiter mit sinkendem Corona-Geschäft

Die Darmstädter haben in der Corona-Pandemie glänzende Geschäfte mit Impfstoffherstellern gemacht, nun lässt die Sonderkonjunktur nach. Zudem sinkt die Nachfrage nach Halbleiterchemikalien.

Merck
Das Darmstädter Chemie- und Pharmaunternehmen rechnet mit einem "Übergangsjahr. Foto: Andreas Arnold
Das Darmstädter Chemie- und Pharmaunternehmen rechnet mit einem "Übergangsjahr.
Foto: Andreas Arnold

Das Ende der Corona-Pandemie und ein schwächeres Geschäft mit Flüssigkristallen für Bildschirme setzen dem Darmstädter Merck-Konzern zu. Im ersten Quartal konnte das Dax-Unternehmen den Umsatz aus eigener Kraft kaum noch steigern. »2023 wird für uns ein Übergangsjahr«, sagte Vorstandschefin Belen Garijo am Donnerstag. Inzwischen trüben sich die Aussichten auch auf dem Halbleitermarkt weiter ein, weshalb der Konzern einen sinkenden Gewinn erwartet.

Aus eigener Kraft - also ohne Übernahmen und Wechselkurseffekte - wuchs der Umsatz zum Jahresauftakt nur minimal um 0,8 Prozent auf rund 5,3 Milliarden Euro, nachdem Merck in der Pandemie noch stark gewachsen war. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) ging um knapp drei Prozent auf rund 1,59 Milliarden Euro zurück. Analysten hatten hier mit noch weniger gerechnet. Nach Steuern sank der Gewinn auf 800 Millionen Euro von 884 Millionen ein Jahr zuvor.

Konkurrenz aus Asien

Merck hatte in der Pandemie in seinem Laborgeschäft lange von der starken Nachfrage von Impfstoffherstellern und -forschern weltweit profitiert und belieferte auch den Mainzer Hersteller Biontech. Doch mit dem Abflauen des Virus sinken die Corona-Umsätze nun deutlich. Erzielte Merck 2022 noch pandemiebedingte Sonderumsätze von 800 Millionen Euro, sollen es dieses Jahr noch 250 Millionen Euro sein. Auch kämpft der Konzern im Geschäft mit Flüssigkristallen etwa für TV- und Smartphone-Bildschirme seit Jahren mit Konkurrenz aus Asien, und die große Nachfrage nach Unterhaltungsgeräten in der Pandemie schwindet. Zudem setzen Merck höhere Kosten im Zuge der Inflation zu.

Der Konzern erwartet zwar, dass sich der Halbleitermarkt, in den Merck mit der Übernahme des US-Konzerns Versum 2019 eingestiegen war, in der zweiten Jahreshälfte erholt, aber »später und von einer niedrigeren Basis als ursprünglich angenommen«. Der Konzernumsatz soll 2023 bei 21,2 Milliarden bis 22,7 Milliarden Euro liegen (Vj: 22,2 Mrd). Das bereinigte Betriebsergebnis dürfte auf 6,1 Milliarden bis 6,7 Milliarden Euro sinken nach 6,8 Milliarden 2022, hieß es.

Kassenschlager aus der Pharmasparte

Der schwache Halbleitermarkt und das maue Flüssigkristallgeschäft sorgten im ersten Quartal für einen Ergebniseinbruch in der Elektronik-Sparte. In der Laborsparte konnte Merck sinkende Corona-Umsätze mit einem Wachstum im Kerngeschäft insbesondere mit Produkten und Dienstleistungen für die wissenschaftliche Forschung ausgleichen. Zum Jahresauftakt trugen vor allem Mercks jüngere Kassenschlager aus der Pharmasparte zum Konzernwachstum bei, vor allem das Krebsmedikament Bavencio und Mavenclad zur Behandlung von Mulipler Sklerose. Der Umsatz der Sparte wuchs um gut sechs Prozent.

Auf wachsende Spannungen zwischen den USA und China reagiert Merck. Der Konzern sei »weiter entschlossen«, in den wichtigen Markt China zu investieren, sagte der scheidende Finanzvorstand Marcus Kuhnert. Man wolle Lieferketten aber unabhängiger aufstellen. Importe aus anderen Ländern, allen voran den USA, sollten begrenzt werden. So produziert der Konzern bereits im Pharmageschäft direkt in China. Kuhnert tritt zum 1. Juli ab. Auf ihn folgt Helene von Roeder, zuletzt Vorständin beim Immobilienkonzern Vonovia. Sie wird als eine Kandidatin für die Nachfolge von Merck-Chefin Garijo gehandelt.

© dpa-infocom, dpa:230511-99-644378/4