Frankfurt/Main (dpa) - Keine Entwarnung für Passagiere von Germanwings: Mehr als 170 Starts wird die Airline am Montag, Dienstag und Mittwoch an deutschen Flughäfen wegen eines Streiks der Flugbegleiter voraussichtlich absagen. Das geht aus einer Übersicht auf der Internetseite von Eurowings hervor.
Germanwings führt ihre Flüge für Eurowings aus. Mit Chaos rechnen die Flughäfen aber nicht. »Wir gehen nicht von nennenswerten Auswirkungen aus«, sagte etwa ein Sprecher des Düsseldorfer Airports.
Storniert werden voraussichtlich vor allem innerdeutsche Verbindungen, aber auch einige Flüge nach Österreich und in die Schweiz. Besonders betroffen sind die Flughäfen Köln-Bonn, München, Hamburg und Berlin-Tegel. Häufig gebe es Alternativstrecken, auf die viele Reisende umgebucht würden, heißt es.
Nach gescheiterten Vorgesprächen zu einer Schlichtung hatte die Kabinengewerkschaft Ufo am Freitag die Flugbegleiter von Germanwings zu dem dreitägigen Streik aufgerufen. Der Ausstand soll bis einschließlich Neujahr dauern. Offizieller Grund ist ein Streit der Gewerkschaft mit der Arbeitgeberseite um Regelungen zur Teilzeit.
In eben diesem Punkt lenkte die Germanwings am Samstag dann via Pressemitteilung noch ein, um den Ausstand im letzten Moment abzuwenden. Kurzzeitig stand damit eine Absage im Raum. Ufo-Sprecher Nicoley Baublies hatte der Deutschen Presse-Agentur gesagt: »Sollte das tatsächlich helfen, werden wir den Streik absagen.«
Aber es half nicht: Binnen weniger Stunden antwortete die Ufo, dass sie am Streik festhalte. In einem Schreiben an ihre Mitglieder, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, teilte Ufo am Samstagabend mit: »Die Tarifkommission hat (...) entschieden, dass auf dieser Basis weder rechtlich, noch faktisch, noch aus sonst irgendeinem Grund der Streik abgesagt werden kann.«
Germanwings hatte den Beschäftigten nicht den geforderten eigenen Tarifvertrag Teilzeit angeboten, sondern die Teilzeitregelungen der Lufthansa. Aber die will Ufo nicht.
In dem Schreiben an ihre Mitglieder erklärt die Gewerkschaft, sie habe klare Forderungen gestellt, über die sie auch weiter verhandeln würde, »aber dazu kam leider keine Antwort außer dieser polemischen Pressemitteilung«.
In dieser Mitteilung hatte es geheißen, Germanwings biete »den Tarifvertrag Teilzeit der Lufthansa vollumfänglich und mit sofortiger Wirkung an«. Nach Ansicht von Germanwings entbehrte mit diesem Angebot »der angekündigte Streik der von Ufo formal angeführten Grundlage«.
Die Ufo behielt aber nicht nur den Streikaufruf bei, sondern ging noch einen Schritt weiter: »Ganz im Gegenteil fürchten wir, bei der Kommunikation des Managements, dass drei Tage noch lange nicht genug sein werden.«
Darüber regte sich Germanwings-Geschäftsführer Francesco Sciortino am Sonntag in einem Tweet des Eurowings-Accounts auf: Teilzeit sei ohnehin schon seit Jahren gelebte Praxis im Unternehmen, 2019 seien für die rund 800 Flugbegleiter fast alle Teilzeitwünsche realisiert worden, außer für elf. »Für elf abgelehnte Teilzeitanträge einen dreitägigen Streik vom Zaun zu brechen, ist einmalig in der deutschen Tarifgeschichte«, heißt es in dem Tweet.
In dem Konflikt hat es bereits einen Warnstreik bei vier Lufthansa-Töchtern sowie einen zweitägigen Streik bei der Kerngesellschaft Lufthansa gegeben. Hier waren im November rund 1500 Flüge mit rund 200.000 betroffenen Passagieren ausgefallen.
Die Lufthansa-Tochter Germanwings ist laut Konzernangaben noch mit 30 Flugzeugen und 1400 Mitarbeitern, davon 800 in der Kabine, für die Nachfolgemarke Eurowings unterwegs, soll aber perspektivisch mit dem Eurowings-Flugbetrieb verschmolzen werden. Einen eigenen Markenauftritt gibt es nicht mehr. Der Streik bei Germanwings führe im gesamten Eurowings-Flugplan zu rund 15 Prozent Flugausfällen, sagte eine Unternehmenssprecherin der dpa. »Von geplanten 1200 Flügen im Streikzeitraum werden über 1000 durchgeführt.«