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Massenhaft Altkleider für Afrika - Heil: Verbraucher gefragt

Wöchentlich kommen auf dem Kontinent containerweise Textilien an - das verursacht Probleme für Unternehmen und Umwelt. Ein europäisches Lieferkettengesetz soll helfen. Auch die Konsumenten sind gefragt.

Hubertus Heil
»Man kann es nicht bei Verbrauchern allein abladen, sondern es ist eine staatliche und eine Unternehmensverantwortung«, sagt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Foto: Christophe Gateau
»Man kann es nicht bei Verbrauchern allein abladen, sondern es ist eine staatliche und eine Unternehmensverantwortung«, sagt Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD).
Foto: Christophe Gateau

Die Bundesregierung hat auf das Problem der massenhaften Verschiffung von Secondhand-Kleidern nach Westafrika aufmerksam gemacht. In Ghana etwa kommen so viele Alttextilien und Textilmüll an, dass es die heimische Produktion dagegen schwer hat und enorme Umweltprobleme verursacht werden.

»Ich glaube, man muss auch Bewusstsein bei Verbrauchern wecken«, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Beim Konsum könne man mehr aufpassen und ein bisschen mehr überlegen, was man einkaufe. Menschen in den westlichen Ländern mit einem großen oder mittleren Einkommen würden auch viele Sachen kaufen, die sie kaum bräuchten.

Jede Woche rund 100 Container

Heil und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (beide SPD) hatten während ihrer bis Freitag dauernden Westafrika-Reise einen der weltgrößten Secondhand-Märkte in Ghanas Hauptstadt Accra besucht. Jede Woche kommen hier rund 100 Container mit rund 15 Millionen Artikeln an, auch aus Deutschland.

Verbraucherinnen und Verbraucher könnten zwar bewusster einkaufen, sagte Heil. »Aber man kann es nicht bei Verbrauchern allein abladen, sondern es ist eine staatliche und eine Unternehmensverantwortung«, sagte der Minister. Die Bundesregierung unterstütze die EU-Kommission bei dem derzeit in Vorbereitung befindlichen europäischen Lieferkettengesetz.

Deutsches Lieferkettengesetz hat wenig Einfluss

Die Richtlinie sieht auch vor, dass Unternehmen stärker darauf achten müssen, dass ihre fertigen Produkte nicht etwa als Recycling-Material oder Müll große Probleme verursachen. Das deutsche Lieferkettengesetz könne dagegen wenig ausrichten, räumte Heil ein. Das zum Jahresbeginn in Kraft getretene deutsche Gesetz schreibt vor, dass Unternehmen bei der Herstellung Menschenrechte einhalten müssen.

Ein Beispiel für den Geltungsbereich des deutschen Gesetzes ist der Kakaoanbau in Ghana und der Elfenbeinküste. Hier werden oft Kinder als Arbeitskräfte eingesetzt. In solchen Fällen drohen Schokoladenherstellern nach dem deutschen Gesetz künftig Strafen. Heute reisen Schulze und Heil von Ghana in die Elfenbeinküste weiter. Dort ist auch die Besichtigung einer Kakaoplantage geplant.

© dpa-infocom, dpa:230222-99-688264/6