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LNG-Standort: Bundeskabinett nimmt Mukran in Gesetz auf

Seit Monaten wird über den Bau eines Flüssigerdgas-Terminals an Rügens Ostküste gestritten. Mukran wurde nun als Standort in das Gesetz aufgenommen. Das scheint die Kritik noch anzustachelen.

Mukran
Der Bund plant in Mukran ein LNG-Terminal. Foto: Stefan Sauer
Der Bund plant in Mukran ein LNG-Terminal.
Foto: Stefan Sauer

Ungeachtet des Widerstandes auf Rügen treibt die Bundesregierung die gesetzlichen Vorbereitungen für den Bau eines Flüssigerdgas-Terminals auf der Insel voran. Das Bundeskabinett beschloss gestrn die Aufnahme des Hafens Mukran bei Sassnitz in das sogenannte LNG-Beschleunigungsgesetz, über das nun noch im Bundestag beraten wird.

»Da zur Sicherung der Energieversorgung weiterhin ein entsprechender Bedarf besteht, wird nach engem Austausch mit der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern mit Mukran ein Standort an der Ostseeküste in das Gesetz als Vorhabenstandort aufgenommen«, teilte das Bundeswirtschaftsministerium nach der Entscheidung der Ministerrunde mit. Der Hafen sei ein ausgewiesenes Gewerbe- und Industriegebiet, so dass die Baumaßnahmen »verträglicher umsetzbar« seien.

Auf der Insel löste der Regierungsbeschluss nur wenige Tage nach einem weiteren Treffen von Kommunalpolitikern mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Unverständnis und Empörung aus. »Die Bundesregierung stellt erneut ihr rigides und demokratieschädigendes Vorgehen unter Beweis. Sie schafft erneut klammheimlich Fakten an den Bürgern vorbei«, heißt es in einer vom Binzer Bürgermeister Karsten Schneider und Tourismusdirektor Kai Gardeja getragenen Mitteilung.

Noch immer stehe ein plausibler Nachweis dafür aus, dass ein zweites Terminal für Flüssigerdgas (LNG) an der Ostseeküste überhaupt notwendig sei. Schneider und Gardeja kündigen in dem Schreiben erneut an, mit allen rechtlichen Mitteln gegen den Bau des LNG-Terminals auf Rügen vorgehen zu wollen: »Denn der Wille der Einwohner von Rügen wird komplett ignoriert.«

Kritiker vor allem auf der Insel sorgen sich um den dort besonders wichtigen Tourismus, dabei geht es etwa um den mit einem LNG-Terminal verbundenen Schiffsverkehr und den Pipeline-Bau. Sorgen bereiten zudem mögliche Folgen für die Umwelt und es wird kritisiert, dass nicht benötigte Überkapazitäten geschaffen würden. Unterstützung erhalten die Inselbewohner von Umweltschutzverbänden und Parteien nahezu aller Richtungen.

Habeck betont die Versorungssicherheit

Bei dem Treffen Ende vergangener Woche hatte Habeck Verständnis für die Sorgen von Touristikern und Naturschützern geäußert. »Aber am Ende müssen wir für Deutschland handeln, und die Versorgungssicherheit muss gewährleistet werden«, begründete er die Haltung des Bundes. Mit Blick auf den wieder erhöhten Energiebedarf im nächsten Winter werde die Zeit knapp. »Wenn wir das noch in diesem Jahr schaffen wollen, müsste man im Sommer anfangen, zu bauen«, so Habeck.

Die Aufnahme Mukrans in das LNG-Beschleunigungsgesetz soll den Weg für ein schnelleres Genehmigungsverfahren ebnen. Die konkreten Planungsunterlagen müssten von den zuständigen Landesbehörden geprüft werden, hieß es. Das Bundeswirtschaftsministerium hält nach derzeitigen Schätzungen eine Inbetriebnahme des Terminals im ersten Quartal 2024 für möglich.

Die Landesregierung hatte allerdings dafür geworben, die Aufnahme von Mukran in das Gesetz des Bundes nicht zu überstürzen. In einem gemeinsamen Statement von Landeswirtschaftsminister Reinhard Meyer und Umweltminister Till Backhaus (beide SPD) hieß es: »Der Bund möchte Mukran als Standort. Für die Akzeptanz vor Ort ist entscheidend, dass man sich ausreichend Zeit für Gespräche und Erörterung der Pläne mit den Beteiligten nimmt.«

Auch im Schweriner Landtag, der sich in Plenum und Ausschüssen schon mehrfach mit dem Terminalbau befasste, bleibt das Vorhaben ein Thema. Die Mehrheit der Fraktionen fordert weitere Prüfungen.

© dpa-infocom, dpa:230517-99-730410/5