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Linde vor Dax-Ende: Konzern will Frankfurter Börse verlassen

Linde trägt einen deutschen Namen, doch ein deutsches Unternehmen ist der Gasehersteller seit der Fusion mit dem US-Konzern Praxair 2018 nicht mehr. Nun zieht die Chefetage auch an der Börse die Konsequenz.

Linde
Der Industriegasekonzern Linde will sich von der Frankfurter Börse verabschieden. Foto: Lino Mirgeler
Der Industriegasekonzern Linde will sich von der Frankfurter Börse verabschieden.
Foto: Lino Mirgeler

Der Industriegasekonzern Linde will sich von der Frankfurter Börse verabschieden. Der Verwaltungsrat habe entschieden, den Aktionären den Rückzug von der Frankfurter Börse vorzuschlagen, teilte der Dax-Konzern am Montagabend mit. Künftig wäre Linde dann ausschließlich an der New Yorker Börse notiert. Das Unternehmen begründete das damit, dass die doppelte Börsennotierung einen negativen Einfluss auf die Bewertung des Unternehmens habe.

Die Deutsche Börse würde bei einem Rückzug ein Schwergewicht und eines der wertvollsten Unternehmen im deutschen Leitindex Dax verlieren. De facto ist Linde bereits seit 2018 kein deutsches Unternehmen mehr.

Denn damals fusionierte der ehedem bayerische Konzern mit dem US-Konkurrenten Praxair und wurde zu Linde plc. Historisch sind beide Unternehmen einander sogar verbunden, denn Praxairs Wurzeln liegen in der ehemaligen US-Niederlassung von Linde, die während des Ersten Weltkriegs enteignet wurde.

Deutschland spielt nur noch im Namen eine Rolle

Bei der »Wiedervereinigung« 2018 blieb der deutsche Name, sonst spielt Deutschland seither in der Unternehmensführung keine bedeutende Rolle mehr. Vorstandsvorsitzender wurde der Praxair-Chef Steve Angel, der US-Manager amtierte bis März dieses Jahres. Angels Nachfolger Sanjiv Lamba ist in Indien geboren, jedoch ein Manager der alten deutschen Linde.

Die Unternehmenszentrale ist in Woking in Großbritannien angesiedelt, doch rechtlicher und steuerlicher Sitz ist die irische Hauptstadt Dublin - die Unternehmensleitung bestritt damals, dass sie auf diese Weise Steuern sparen wollte. Auch der Geschäftsbericht ist nach irischem Recht verfasst. Nicht mehr nachvollziehbar ist seither die Gesamtvergütung des Vorstands, die jeder deutsche Dax-Konzern ausweisen muss. Angel war im Jahr 2020 mit weitem Abstand der Spitzenverdiener unter den Dax-Vorstandschefs, er erhielt umgerechnet etwa 47 Millionen Euro.

In diesem Jahr hat sich der deutsche Aktienmarkt bislang schlechter entwickelt als in den USA, bedingt durch den Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energiekrise. In den USA ist die Inflation zwar ebenfalls hoch, doch Strom- und Gaspreise sind niedriger.

Im Falle der Umsetzung der Rückzugspläne will die Linde-Chefetage eine neue Holdinggesellschaft als rechtliches Vehikel gründen, die Aktionäre würden anstelle ihrer alten Linde-Aktien neue Aktien dieser Holdinggesellschaft erhalten, die an der New Yorker Börse notiert werden solle, hieß es. Die neue Holdinggesellschaft soll jedoch weiterhin Linde heißen.

Mitteilung

© dpa-infocom, dpa:221025-99-252551/2