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Lime-Chef: Bei E-Scooter-Problem auch Städte in der Pflicht

Achtlos abgestellte E-Scooter sind in den Städten weiterhin ein Ärgernis. Der Chef des Anbieters Lime gelobt Besserung, sieht das Problem aber nicht nur bei den Sharing-Plattformen.

E-Scooter
E-Scooter von Lime, Tier und Bolt stehen auf einem Gehweg. Foto: Sven Hoppe/DPA
E-Scooter von Lime, Tier und Bolt stehen auf einem Gehweg.
Foto: Sven Hoppe/DPA

In der Diskussion um achtlos abgestellte E-Scooter sieht der Chef des Sharing-Anbieters Lime, Wayne Ting, auch die Städte und Kommunen in der Pflicht. »Wir unternehmen eine Menge, dass unsere Plattform an dieser Stelle besser wird und es gibt immer noch viel zu tun«, sagte Ting der Deutschen Presse-Agentur.

»Aber der zweite Aspekt sind auch immer Infrastruktur und Regulierung.« Lime habe sich immer für eine stärkere Regulierung durch die Städte ausgesprochen, betonte er. Die Regulierung in Deutschland müsse jedoch zielgerichtet und diskriminierungsfrei gegenüber anderen gemeinsam genutzten Verkehrsträgern, insbesondere aber auch gegenüber dem privaten Pkw sein.

Platzproblem in den Städten

Es brauche zudem mehr Abstellplätze und auch mehr Radspuren, auf denen Leihfahrräder und E-Scooter neben Fahrradfahrern genug Platz hätten. »Ich werde häufig verlinkt auf Fotos auf den sozialen Plattformen, wenn jemand wütend ist über ein falsch abgestelltes Elektrorad«, sagte Ting.

»Aber egal, wie das Foto aufgenommen wurde: Hinter dem E-Bike sieht man immer ein parkendes Auto hinter dem nächsten.« Das Platzproblem in den Städten liege nicht an zu vielen E-Scootern oder zu vielen Elektrorädern, sondern an zu vielen Autos. Eine Stadt wie Berlin etwa habe rund 1,2 Millionen Fahrzeuge und für diese noch einmal deutlich mehr Parkplätze.

Lime selbst versuche über mehrere Maßnahmen die Nutzerinnen und Nutzer zu einem richtigen Umgang mit den Fahrzeugen anzuhalten und notfalls auch zu sanktionieren. Die Fahrerinnen und Fahrer müssten Fotos von den abgestellten Scootern machen, es gebe Strafzahlungen im Falle des nicht ordnungsgemäßen Abstellens. Pilotweise probiere Lime derzeit Sensoren aus, die ermitteln, ob jemand auf dem Gehweg fährt. Dann könne es ein Warnsignal geben oder der Roller abbremsen. Hier sei man aber noch in der Testphase, betonte Ting.

Bedarf nach Sharing-Fahrzeugen nicht gedeckt

Das Unternehmen mit Sitz im kalifornischen San Mateo bietet auf seiner Plattform sowohl Elektroräder als auch E-Scooter zum Verleih an. Nach den USA sei Deutschland der zweitgrößte Markt des Konzerns, sagte Ting. Gemessen am Umsatz seien die E-Scooter das wichtigere Geschäft. Der Lime-Chef sieht den Bedarf nach den Sharing-Fahrzeugen bei weitem noch nicht gedeckt. »Die Nachfrage ist heute höher als jemals zuvor, auch mit Blick auf die Jahre vor der Pandemie«, sagte er.

Insbesondere in Deutschland spürten gleich mehrere Anbieter zuletzt aber die verschärften Wettbewerbsbedingungen für den Sharing- und Start-up-Markt: Der Berliner Anbieter Tier etwa entließ vergangenes Jahr Hunderte Mitarbeiter und stellte die Geschäftsstrategie von Wachstum auf Profitabilität um. Lime-Chef Ting geht davon aus, dass sich der Markt weiter konsolidieren wird. »Es gibt noch immer jede Menge Anbieter da draußen, die Probleme haben«, sagte er.

Lime selbst habe bereits im vergangenen Jahr erstmals profitabel gewirtschaftet und zumindest vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte schwarze Zahlen geschrieben.

© dpa-infocom, dpa:230729-99-588692/3