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Leoni soll von der Börse genommen werden

Die Leonischen Drahtwerke galten einst als Inbegriff für solides Unternehmertum. Die Leoni AG ist nun seit Jahren auf Schlingerkurs. Bald dürfte ihre Zeit an der Börse vorbei sei - und die Aktionäre stehen dann mit leeren Händen da.

Leoni
Die Nürnberger Leoni AG, einer der großen Autozulieferer in Deutschland, soll von der Börse genommen werden. Foto: Daniel Karmann
Die Nürnberger Leoni AG, einer der großen Autozulieferer in Deutschland, soll von der Börse genommen werden.
Foto: Daniel Karmann

Einer der großen Autozulieferer in Deutschland, die Nürnberger Leoni AG, kämpft um ihr finanzielles Überleben. Im Rahmen eines spektakulären Finanzierungskonzeptes sollen die Aktionäre ihr gesamtes Geld verlieren und das Unternehmen von der Börse genommen werden.

Nach dem Kapitalschnitt will der österreichische Unternehmer Stefan Pierer (KTM), bisher schon einer der größeren Leoni-Aktionäre, mit frischem Kapital in Höhe von 150 Millionen Euro einsteigen, teilte Leoni am Mittwoch mit. Pierer werde mit 708 Millionen Euro knapp die Hälfte der Schulden von den Finanzgläubigern übernehmen. Der Rest der Verbindlichkeiten bleibt bei Leoni.

»Bei diesem finanziellen Sanierungskonzept handelt es sich aus Sicht des Vorstandes der Leoni AG um die einzige verbleibende Sanierungslösung«, teilte Leoni weiter mit. Die Gremien der Gläubigerbanken und die Bundesländer Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, sowie der Bund als Bürgen müssen noch zustimmen.

2022 setzte Leoni knapp 5,1 Milliarden Euro um

Wenn das Konzept beschlossen wird, stehen die Aktionäre der Leoni AG am Ende mit leeren Händen da. Da nicht angenommen werde, dass eine Hauptversammlung mit ausreichender Mehrheit zustimmen werde, soll das Konzept auf der Grundlage des neuen Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes durchgesetzt werden.

Leoni stellt mit weltweit mehr als 100 000 Mitarbeitern Kabel- und Netzwerklösungen für die Autoindustrie her, darunter Kabelbäume. Im Jahr 2022 setzte Leoni knapp 5,1 Milliarden Euro um. In den vergangenen Jahren war das Unternehmen immer wieder ins Taumeln geraten, musste zeitweise auch auf staatliche Hilfen zurückgreifen. Ein Teilverkauf, der 400 Millionen Euro in die Kassen spülen und maßgeblich zur Entschuldung beitragen sollte, war Ende vergangenen Jahres geplatzt und führte zu der akuten Notlage.

Das Unternehmen betont, dass es sein Geschäftsmodell für solide hält und der Grund für die Schieflage vor allem in der hohen Schuldenlast zu suchen sei. Dennoch hatte Vorstandschef Aldo Kampf mitten in der Krise Ende Januar das Nürnberger Unternehmen verlassen und sich einer neuen Aufgabe als Vorstandschef von AMS-Osram gewidmet.

Den Kapitalschnitt hatte Leoni bereits im Februar als wohl notwendige Lösung angekündigt - damals allerdings erklärt, die Aktienwerte für die Aktionäre würden »weitgehend« verwässert. Nun soll das Grundkapital komplett auf Null gesetzt werden.

Leoni werde eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, kündigte das Unternehmen weiter an. Der Vorstand werde vorsorglich den Verlust in Höhe von mehr als der Hälfte des Grundkapitals anzeigen.

© dpa-infocom, dpa:230329-99-135398/3