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Kunden sparen auch bei Erdbeeren

Zum Vanilleeis, auf Tortenboden mit Schlagsahne, oder einfach nur so: Sommerzeit in Deutschland ist Erdbeerzeit - eigentlich. Dumping-Importe und die hohe Inflation schlagen auch hier zu Buche.

Erdbeeren
Deutsche Erdbeeren werden auf einem Wochenmarkt im Berliner Ortsteil Schöneberg angeboten. Der Verkauf von Erdbeeren läuft bei vielen Bauern in Deutschland in diesem Jahr nicht rund. Foto: Christoph Soeder
Deutsche Erdbeeren werden auf einem Wochenmarkt im Berliner Ortsteil Schöneberg angeboten. Der Verkauf von Erdbeeren läuft bei vielen Bauern in Deutschland in diesem Jahr nicht rund.
Foto: Christoph Soeder

Der Verkauf von Erdbeeren läuft bei vielen Bauern in Deutschland in diesem Jahr nicht rund. Hohe Kosten, überschaubare Nachfrage und niedrige Preise trüben vielfach die Geschäfte.

Ausgerechnet das gute Wetter im Mai hat dazu beigetragen, wie Eva Würtenberger von der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn erläuterte. Das Angebot sei dadurch entsprechend gewachsen, viele Kunden kauften aber weniger als üblich. Die Folge: Preisverfall auf im Bundesschnitt unter fünf Euro für ein Kilo.

Zugleich seien die Kosten für die Bauern in den vergangenen Monaten gestiegen, etwa für Dünger, Pflanzenschutzmittel, Jungpflanzen oder wegen der höheren Energiepreise auch für den Transport, sagte Würtenberger der Deutschen Presse-Agentur. Für viele Produzenten sei die Situation deswegen schwierig.

Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hatte bereits Ende Mai darauf hingewiesen, dass einige Bauern auf die Erdbeerernte verzichteten, weil sie sich schlicht nicht mehr lohne. Die Kaufzurückhaltung ist nach Einschätzung der Landwirtschaftskammer unter anderem auf die Auswirkungen der Inflation zurückzuführen: Viele alltägliche Produkte seien teurer geworden, die Kunden verzichteten deshalb auf Lebensmittel wie Erdbeeren.

»Die Leute sind zögerlicher, die Abnahme ist verhalten«, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der dpa. »Auf der anderen Seite sind unsere Erzeuger mit Dumping-Importen konfrontiert, wie zum Beispiel drei Euro für ein Kilogramm Spargel aus Italien.« So könne man nicht produzieren. »Da legt man drauf. Die Folge ist, dass einzelne Betriebe Teilflächen schon vorab aus der Ernte genommen haben, weil es sich nicht rechnet.«

Auch Marktbeobachtungsexpertin Würtenberger sagte, es sei eine gewisse Kaufzurückhaltung zu spüren. Außerdem sei der Konkurrenzdruck durch Importware in diesem Jahr schon im April ungewöhnlich hoch gewesen, sagte Würtenberger. »In Spanien war der März eher kühl, der Saisonstart dort hat sich verzögert.« Dadurch seien spanische Erdbeeren erst später als sonst in Deutschland im Angebot gewesen.

In den Niederlanden und Belgien habe sich die Ernte ebenfalls verzögert, weil viele Produzenten angesichts der Energiekosten ihre Gewächshäuser weniger geheizt hätten als in früheren Jahren. »Auch die Ware ist dann später auf den deutschen Markt gekommen.« Schon in der Phase noch vor dem Verkauf der ersten deutschen Freilanderdbeeren sei das Angebot daher deutlich größer gewesen als sonst - auch das hat den deutschen Obstbauern das Leben schwer gemacht.

Ob ähnliche Entwicklungen bald zum Beispiel auch bei Kirschen und anderem Obst zu erwarten seien, lasse sich noch nicht absehen, sagte Würtenberger. Bei Spargel hat die AMI dagegen schon einen vergleichbaren Trend zu Zurückhaltung beim Kauf beobachtet. Spargel gilt den Experten zufolge als »verzichtbares Gemüse«. Und wenn angesichts der hohen Inflation das Geld tatsächlich oder zumindest gefühlt knapp wird, halte sich der ein oder andere Verbraucher beim Einkaufen auf dem Wochenmarkt oder im Kaufhaus dann eben zurück.

© dpa-infocom, dpa:220605-99-552073/3