Die hohe Inflation in Deutschland hat in vielen Bereichen zu Konsumzurückhaltung geführt. Der Geschäft mit fair gehandelten Produkten kam jedoch bislang recht gut durch die Krise, wie aus der am Dienstag vom Forum Fairer Handel (FFH) vorgestellten Jahresbilanz hervorgeht.
»Erstmals hat der Gesamtumsatz mit Produkten aus fairem Handel die Zwei-Milliarden-Euro-Schwelle überschritten«, berichtete der FFH-Geschäftsführer Matthias Fiedler. Insgesamt hätten die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland 2022 knapp 2,2 Milliarden für fair gehandelte Lebensmittel, Textilien, Kosmetik, Blumen und Kunsthandwerk ausgegeben - ein Plus von 11,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Leichte Rückgänge bei Kaffee und Schokolade
»Auch unter Berücksichtigung der hohen Inflation im vergangenen Jahr ist das eine solide Entwicklung«, sagte Fiedler. Vor zwölf Monaten habe es die Befürchtung gegeben, dass die Inflation und die knappen Haushaltskassen zu einem deutliche Nachfrageeinbruch bei den vergleichsweise teuren Fairtrade-Produkten führen könnten. Doch das sei nicht geschehen. Die Nachfrage sei inflationsbereinigt weitgehend stabil geblieben. Auch wenn es bei Kaffee und Schokolade leichte Absatzrückgänge gegeben habe.
Durchschnittlich gaben die Menschen in Deutschland im vergangenen Jahr laut FFH pro Kopf 25,83 Euro für faire Lebensmittel, Textilien und Handwerksprodukte aus. Seit 2015 sei der Umsatz mit fair gehandelten Produkten damit um 70 Prozent gestiegen.
Knapp 70 Prozent der Menschen in Deutschland kaufen nach einer vom FFH in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage zumindest gelegentlich faire Lebensmittel, Textilien oder Handwerksprodukte. Vor allem jüngere Menschen - bis 39 Jahre - griffen öfter gezielt zu fairen Produkten, berichtete Fiedler.
Faire Lieferketten sind wichtiger denn je
Wichtigste Gründe dafür sind der Umfrage zufolge die faire Entlohnung der Produzentinnen und Produzenten sowie die Gewissheit, dass die Produkte ohne Kinder- oder Zwangsarbeit hergestellt wurden. Haupthemmnis beim Griff zu Fairtrade-Produkten sei weiter der in der Regel höhere Preis, sagte Fiedler.
Für die Handelspartner in Afrika, Asien und Lateinamerika seien faire Lieferketten angesichts der aktuellen Krisen wichtiger denn je, betonte die FFH-Vorstandsvorsitzende Andrea Fütterer. Denn in vielen Ländern dort hätten sich die Lebenshaltungs- und Produktionskosten noch drastischer erhöht als in Deutschland. Zum Teil hätten sich die Kosten für Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln oder Bohnen verdoppelt. Nahrung sei damit zum Luxus geworden.
Mit 82,5 Prozent machten Lebensmittel wie Kaffee, Südfrüchte oder Schokolade 2022 wieder den größten Anteil am Umsatz mit Produkten aus fairem Handel aus. Auf Textilien entfielen 9 Prozent des Fairtrade-Umsatzes, auf Blumen 6 Prozent und auf Kunsthandwerk, Kosmetik und andere Produkte weitere 2,4 Prozent der Umsätze.
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