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Kritik an Höcke nach Attacke auf Wirtschafts-Initiative

Thüringens AfD-Chef hat sich mit der Wirtschaft angelegt und erntet für Äußerungen bei einer Wahlkampfrede viel Gegenwind - nicht nur in Thüringen.

Björn Höcke
Thüringens AfD-Chef Höcke ernet Kritik aus der Wirtschaft. Foto: Hannes P. Albert/DPA
Thüringens AfD-Chef Höcke ernet Kritik aus der Wirtschaft.
Foto: Hannes P. Albert/DPA

Nach seinem Angriff auf eine Unternehmens-Initiative für Vielfalt und Toleranz erntet Thüringens AfD-Chef und Spitzenkandidat für die Landtagswahl bundesweit Kritik. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, sagte der »Welt«, die Äußerungen von Höcke seien alarmierend für die Wirtschaft und zeigten die Inkompetenz der Partei. 

Thüringens AfD-Rechtsaußen hatte vor einigen Tagen bei einem Wahlkampfauftritt in Sömmerda die Kampagne »Made in Germany – Made by Vielfalt« von Familienunternehmen als Heuchelei bezeichnet. »Ich hoffe, dass diese Unternehmen in schwere, schwere wirtschaftliche Turbulenzen kommen«, sagte er, wie Videoaufnahmen belegen. 

Er fürchte, die aggressive Ausländerfeindlichkeit der AfD werde das bestehende Problem des Fachkräftemangels in Deutschland verschärfen, sagte Russwurm der Zeitung. Die Äußerungen Höckes zeigten, »dass eine Regierungsbeteiligung der AfD Wirtschaft und Wohlstand in Ostdeutschland massiv schaden würde«. Die AfD stelle sich zu Unrecht als Stimme der mittelständischen Wirtschaft am Ort dar. 

Siegfried Russwurm
Kritisiert die AfD in Thüringen: BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Foto: Bernd von Jutrczenka/DPA
Kritisiert die AfD in Thüringen: BDI-Präsident Siegfried Russwurm.
Foto: Bernd von Jutrczenka/DPA

Viel Gegenwind auch in Thüringen

Massive Kritik kam in den vergangenen Tagen auch vom Thüringer Verband der Wirtschaft, der Organisation der Thüringer Familienunternehmer sowie von Kammer-Vertretern im Freisaat. Spitzenkandidaten nahezu aller anderen Parteien warfen der AfD eine wirtschaftsfeindliche Politik vor. Höcke hat das zurückgewiesen. 

SPD-Spitzenkandidat Georg Maier sagte in einer TV-Runde, er wisse von Fachkräften, die aufgrund des gesellschaftlichen Klimas, »das natürlich maßgeblich von Herrn Höcke und der AfD geprägt wird«, nicht nach Thüringen kommen wollten. Auch Katja Glybowskaja von der AWO, die Vorsitzende der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Thüringen, erklärte, sie fürchte gravierende Konsequenzen in der Soziallandschaft, sollten rechtsextreme Stimmen an Macht gewinnen. »Wir appellieren, keinen Schulterschluss mit rechtsextremistischen Kräften einzugehen«, so Glybowskaja. 

Supermarktkette schaltet Anzeigen 

Der Präsident des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Alexander von Preen, erklärte in dieser Woche, »mit Björn Höcke hat sich eine der Führungsfiguren der AfD zum wiederholten Male selbst demaskiert«. Im Einzelhandel sind laut HDE zurzeit bundesweit etwa 120.000 Stellen unbesetzt. »Woher sollen die Menschen denn alle kommen, wenn Politiker an das Ruder gelangen, die auf Ausgrenzung und Abschottung setzen?«, so von Preen. 

Die Supermarktkette Edeka veröffentlichte einen ganzseitigen Aufruf in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, in der Wochenzeitung »Die Zeit« sowie in den sozialen Netzwerken. Die Anzeige ist betitelt mit dem Satz »Warum bei Edeka Blau nicht zur Wahl steht«. Dies ist als Anspielung auf die AfD zu verstehen, die Blau seit ihrer Gründung als Parteifarbe benutzt.
In der Anzeige sind zahlreiche Obst- und Gemüsesorten wie Gurken, Brokkoli, Bananen, Kirschen und Erdbeeren abgebildet. »In der Obst- und Gemüseabteilung herrscht die bunte Vielfalt«, steht im Text. »Die Evolution hat uns gelehrt: Blau ist keine gute Wahl«, heißt es. »In Deutschland sind die Blauen schon heute die größte Bedrohung einer vielfältigen Gesellschaft.« 

© dpa-infocom, dpa:240829-930-216197/2