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Krank zur Arbeit: Psychologe hofft auf Ende des Präsentismus

Ein »enormer volkswirtschaftlicher Schaden« entstehe alleine dadurch, dass sich Menschen krank zur Arbeit schleppen, sagt der Psychologe Simon Hahnzog. Er hofft nun auf einen Wandel - nicht zuletzt wegen Corona.

Büros in Berlin
Nur wenige Büros scheinen in einem Bürogebäude in Berlin Mitte besetzt. Foto: Michael Kappeler/dpa
Nur wenige Büros scheinen in einem Bürogebäude in Berlin Mitte besetzt. Foto: Michael Kappeler/dpa

BERLIN. Der Psychologe Simon Hahnzog erwartet durch die Corona-Krise einen Wandel beim sogenannten Präsentismus in der Arbeitswelt. Damit ist gemeint, dass jemand arbeiten geht (präsent ist), obwohl er oder sie krank ist.

»Von allen krankheitsbedingten Folgekosten entfielen auf den Präsentismus bislang etwa zwei Drittel«, sagt der Experte für Gesunde Arbeit. »Dieser enorme volkswirtschaftliche Schaden dürfte in der nächsten Zeit geringer ausfallen, weil niemand mehr will, dass Kolleginnen und Kollegen krank zur Arbeit kommen - oder das schlichtweg nicht mehr dürfen.«

Neben echter Krankheit mit Zuhausebleiben sowie dem Präsentismus gibt es auch sogenannten Absentismus (von Abwesendsein) - sprich: die, die sich krankschreiben lassen, obwohl sie gesund sind.

Hahnzog ist skeptisch, ob alte Normen wie »Wenn du wirklich leistungsorientiert und professionell bist, gehst Du auch krank in die Arbeit« oder »Wer sich krankschreiben lässt, ist faul« der Vergangenheit angehören. »Besser wäre das jedoch - sowohl für die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft als auch für deren nachhaltige und krisensichere Entwicklung«, sagt der Psychologe.

In Bezug auf die Wirtschaft allgemein hofft Hahnzog, dass das Thema »Gesundheit« mehr als nur ein Lippenbekenntnis von Unternehmen bleibt. »Inzwischen muss ich niemandem mehr erklären, dass zwischen Gesundheit der Beschäftigten und betriebswirtschaftlicher Gesundheit eines Unternehmens ein gewisser Zusammenhang besteht.« Diese Erkenntnis werden wohl nicht alle in die Tat umsetzen, schätzt der Psychologe, aber es sei stark davon auszugehen, dass nur diejenigen Unternehmen in zumindest wirtschaftlich stark entwickelnden Ländern wie Deutschland in zehn bis 15 Jahren noch existieren, die »Gesunde Arbeit« als eines der zentralen Strategie-Elemente umsetzen. (dpa)