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Kapitalerhöhung: Tui will Staatshilfe weiter abschmelzen

Kommt Tui nach den Corona-Problemen finanziell bald wieder auf die Beine? Mit der Ausgabe neuer Aktien will der Konzern weitere Teile der Staatshilfe zurückführen. Nun ist ein guter Sommer entscheidend.

Tui
Ein Logo der Tui AG leuchtet am Morgen vor einem Gebäude der Konzernzentrale in Hannover. Foto: Moritz Frankenberg
Ein Logo der Tui AG leuchtet am Morgen vor einem Gebäude der Konzernzentrale in Hannover.
Foto: Moritz Frankenberg

Tui will mit frischem Geld seiner Eigentümer ein weiteres Stück Unabhängigkeit von den Staatshilfen aus der Corona-Krise zurückgewinnen. Der weltgrößte Reiseanbieter hofft außerdem auf ein wieder stärkeres Sommergeschäft.

Dies und eine neue Kapitalerhöhung durch Ausgabe zusätzlicher Aktien soll die finanzielle Basis absichern - und gleichzeitig den Umfang der steuerfinanzierten Unterstützung nochmals verringern.

Am Dienstagabend kündigte der Konzern nach Zustimmung des Aufsichtsrats an, bis zu 162,3 Millionen Papiere am Finanzmarkt zu platzieren. Die Einnahmen aus dieser Emission würden dann »in die vollständige Rückzahlung der Stillen Einlage 2 des deutschen Staates« fließen, wie es in Hannover hieß. In der Nacht zum Mittwoch gab Tui schließlich einen Bruttoerlös von rund 425 Millionen Euro bekannt. Die neuen Aktien haben demnach einen Preis von je 2,62 Euro. Das Angebot richtet sich lediglich an große institutionelle Anleger.

Der Markt reagierte zunächst skeptisch. Die Tui-Aktie verlor bis zum späten Mittwochnachmittag mehr als zwölf Prozent an Wert. Eine Analystin meinte etwa, es bestünden nach wie vor Risiken für die Liquidität von Tui. Ein anderer Kollege schrieb, der Reisekonzern müsse trotz der Kapitalerhöhung weiter Schulden abbauen.

Teilpaket mit 671 Millionen Euro

Bei den Staatshilfen, die das Unternehmen mit dem jüngsten Schritt konkret zurückgeben will, geht es um ein Teilpaket im Wert von 671 Millionen Euro. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes hatte es zur Verfügung gestellt, als Tui in der Pandemie wegen wegbrechender Geschäfte erheblich unter Druck geraten war. Tui will zudem eine Kreditlinie der KfW noch einmal um 336 Millionen Euro reduzieren - diese stünde dann bei gut 2,1 Milliarden Euro.

Die Hannoveraner hatten im Nachgang zur Viruskrise bereits mehrmals ihr Kapital erhöht und auch erste Darlehenspakete wieder abgegeben. Größere Teile davon dienten als eine Art Reserve, wurden aber nicht in Anspruch genommen. Dennoch gab es auch Kritik an den Hilfen: Manche Beobachter hielten sie für überzogen im Vergleich zu dem, was kleinere Firmen bekamen. Parallel dazu setzte Tui den Sparkurs fort.

An früheren Kapitalerhöhungen hatte sich auch der langjährige Hauptaktionär Alexej Mordaschow beteiligt. Nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine zog sich der russische Oligarch aus dem Kreis der Tui-Eigentümer zurück, die Rolle seiner Anteile ist unklar. Seine laut Berichten derzeitige Ehefrau Marina Mordaschowa wurde aus dem Umfeld des Ex-Großeigners als »kontrollierende Gesellschafterin« der Beteiligungsfirma Ondero genannt, die wiederum indirekt das größte Einzelpaket an Tui verwaltet. Die EU hatte Mordaschow selbst Ende Februar auf ihre Sanktionsliste genommen.

Buchungszuwächse im Sommer erwartet

Anfang Mai hatte Tui - inklusive der Kreditlinien - 3,8 Milliarden Euro an finanziellen Mitteln. Die Nettoschulden lagen etwas mehr als einen Monat davor noch bei rund 3,9 Milliarden Euro, sie waren zuletzt deutlich gesunken. Für den wichtigen Sommer 2022 meldete Vorstandschef Fritz Joussen starke Buchungszuwächse. Tui ist nach zwei Jahren Corona-Reiseflaute auf eine höhere Nachfrage angewiesen.

Joussen kündigte in der vorigen Woche zur Zwischenbilanz des Winter-Geschäftshalbjahrs (Oktober bis März) ergänzende Maßnahmen bei der Rückführung der Staatshilfen an. Zur Platzierung der neuen Aktien erklärte er jetzt: »Unser Ziel ist, zügig zur Normalität zurückzukehren. Wir sind in stabilem Fahrwasser, der Markt ist intakt, und wir erwarten ein gutes Geschäftsjahr.«

Im April hatte der Konzern die von der Bundesregierung und privaten Banken bereitgestellten Mittel zur Bekämpfung der finanziellen Corona-Folgen gerade erst von knapp 4,3 Milliarden Euro um rund 700 Millionen Euro verringert. Neben der verbleibenden 2,1 Milliarden Euro schweren KfW-Kreditlinie gäbe es laut Tui nach der geplanten Rückzahlung noch eine zweite Stille Einlage (420 Mio Euro) sowie die vor einiger Zeit ausgegebene Wandelanleihe, die der Bund in Anteile tauschen kann (59 Mio Euro). Die aus der Neuemission eingeplanten Aktien sollen bis zu ein Zehntel des Grundkapitals ausmachen.

© dpa-infocom, dpa:220518-99-336809/3