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Kampf gegen Inflation: Fed vor erneuter Zinsanhebung

Als vergangene Woche die aktuellen Inflationsdaten veröffentlicht wurden, war die Enttäuschung groß. Das Fed-Rezept sind weitere Zinserhöhungen. Doch dabei darf sie die Ausfahrt nicht verpassen.

Jerome Powell
Jerome Powell ist Präsident der US-Notenbank Federal Reserve. Foto: Manuel Balce Ceneta
Jerome Powell ist Präsident der US-Notenbank Federal Reserve.
Foto: Manuel Balce Ceneta

Zur Bekämpfung der hohen Inflationsrate steht die US-Notenbank wieder vor einer kräftigen Erhöhung des Leitzinses. Erwartet wird eine erneute Leitzinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte auf eine Spanne von dann 3 bis 3,25 Prozent. Damit würde der Leitzins den höchsten Stand seit 14 Jahren erreichen und die Fed ihren aggressiven Kampf gegen die grassierende Inflation fortsetzen. Die Entscheidung zum weiteren Kurs der Geldpolitik der Federal Reserve (Fed) wird heute bekanntgegeben. Bereits im Juni und Juli hatte die Fed den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte angehoben.

Es sind ungewöhnlich große Zinsschritte, welche die Zentralbank zuletzt regelmäßig verkündet hat. Gewöhnlich zieht es die Fed vor, den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben. Allerdings ist der Druck auf die Notenbank groß: Die US-Inflation ist weiterhin hoch. Zuletzt war die Enttäuschung darüber groß, dass die Dynamik des Preisanstiegs im August weniger als erwartet nachließ. Zwar hatte sich die Jahresinflationsrate von 8,5 Prozent im Vormonat auf 8,3 Prozent abgeschwächt. Analysten hatten jedoch im Schnitt mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet.

Insgesamt wäre es die fünfte Anhebung des Leitzinses der Fed in diesem Jahr. Die US-Notenbank ist den Zielen der Preisstabilität und Vollbeschäftigung verpflichtet. Erhöhungen des Leitzinses durch die Notenbank verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft dabei, die Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum, da sich etwa Kredite verteuern. All das ist nicht ohne Risiko - das Wirtschaftswachstum und der Arbeitsmarkt werden geschwächt. Ziel ist es, nur so weit an der Zinsschraube zu drehen, dass die Wirtschaft nicht kippt und in eine dauerhafte Rezession fällt.

Definition einer Rezession erfüllt

Ob die USA bereits in eine Rezession hineingeschlittert sind, ist umstritten. Die US-Wirtschaft ist im Frühling erneut geschrumpft, wie Daten von Ende Juli zeigen. Da die Wirtschaft bereits im Winter geschrumpft war, ist nun die Definition einer sogenannten technischen Rezession erfüllt. Die US-Regierung hatte die Daten heruntergespielt und darauf gepocht, dass die Lage am Arbeitsmarkt gut sei. Auch Ökonominnen und Ökonomen hatten betont, dass man die Zahlen mit Vorsicht genießen müsse. Fed-Chef Jerome Powell hatte aber im Juli gewarnt, dass der Kampf gegen die hohe Inflation Schmerzen bereiten werde.

Powells aggressive Zinspolitik wird nun bereits mit der des legendären Fed-Chefs Paul Volcker verglichen. Volcker hob den Leitzins in den 1970er und 80er Jahren drastisch an - er stieg zeitweise auf um die 20 Prozent. Auch damals hatte die größte Volkswirtschaft der Welt mit enormer Inflation zu kämpfen. Die Folge der Zinsanhebungen waren jedoch Arbeitslosigkeit und ein Einbruch des Wirtschaftswachstums. Powell ist von einem derart hohen Leitzins noch weit entfernt. Sollte er aber in dem Tempo weitermachen, könnte der Leitzins Ende des Jahres bei mehr als 4 Prozent liegen - die schnellste Anpassung seit den 1980er Jahren.

Es dürfte allerdings einige Zeit dauern, bis die Zinspolitik der Fed überall Wirkung zeigt. »Je schneller die Fed die Zinsen anhebt, desto unwahrscheinlicher wird eine weiche Landung«, zitierte de »New York Times« den Analysten Gennadiy Goldberg. »Das ist so ähnlich, als würde man feststellen, dass man die Ausfahrt auf der Autobahn eine Meile weiter hinten verpasst hat.« Damit die Fed die Ausfahrt nicht verpasst, müsste sie ihre Zinserhöhungen bald verlangsamen.

© dpa-infocom, dpa:220921-99-839660/3