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Künstliche Intelligenz: Staaten wollen besser kooperieren

Künstliche Intelligenz wird die Welt der Zukunft prägen, wie Bundeswirtschaftsminister Habeck sagt. Die große Frage ist: Wie genau? Es gibt Risiken. Deutschland betont die Chancen der Technologie.

Rishi Sunak
Rishi Sunak, Premierminister von Großbritannien, spricht während der Abschlusspressekonferenz beim KI-Sicherheitsgipfels in Bletchley Park. Foto: Justin Tallis/DPA
Rishi Sunak, Premierminister von Großbritannien, spricht während der Abschlusspressekonferenz beim KI-Sicherheitsgipfels in Bletchley Park.
Foto: Justin Tallis/DPA

Bei einem ersten internationalen Gipfeltreffen zur Sicherheit von Künstlicher Intelligenz haben Staaten Wege zu einer besseren Kooperation gesucht. Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) sagte am Donnerstag nach Beratungen im englischen Milton Keynes, im Zentrum der Diskussion habe die Frage gestanden, wie ein globales Regelwerk zur Künstlichen Intelligenz (KI) verankert werden könne. Die EU gebe sich Regeln, in Amerika gebe es Vorgaben, in vielen Ländern aber nicht. Es gehe zudem um die Frage, wer dann solche globalen Regeln überwache.

Die Konferenz, an der Vertreter von knapp 30 Staaten, darunter auch China, sowie großer Technologiekonzerne teilnahmen, gilt als früher Schritt zu einer internationalen Verständigung über die Regulierung des sich rasch entwickelnden Sektors. Auch im Rahmen der G7-Staaten sowie in den USA und der Europäischen Union gibt es Bestrebungen, Standards zu setzen.

Instituts-Gründung angekündigt

Als bedeutendes Ergebnis der Konferenz kündigte der britische Premierminister Rishi Sunak die Gründung eines britisch-amerikanischen Instituts für KI-Sicherheit an, das neue Programme noch vor deren Veröffentlichung testen solle. Darauf habe er sich mit US-Vizepräsidentin Kamala Harris und führenden Unternehmen in der Branche geeinigt, sagte der konservative Politiker zum Abschluss des Gipfels vor Journalisten.

Software mit Künstlicher Intelligenz ist bereits allgegenwärtig, aber meist eng auf Aufgaben spezialisiert. Sie steckt etwa in der Bildverbesserung, in Autokorrektur, in Chatbots, die allmählich statt Hotlines genutzt werden, sowie im Gesundheitswesen zum Beispiel zur Analyse von Symptomen.

Habeck sagte, die Technologie könne viele Dinge leichter und effizienter machen, »vom Klimaschutz bis zu Wetterdaten und Frühwarnsystemen, von der Krankheitserkennung bis zu Therapiesystemen«. Es sei aber natürlich auch Missbrauch möglich.

Vier Risiken

In einer Spitzenrunde unter anderem mit Bundeswirtschaftsminister Habeck, Sunak, Harris, UN-Generalsekretär António Guterres und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen wurden vier Risiken benannt, wie es aus Kreisen Beteiligter hieß. So müssten die Auswirkung auf den Arbeitsmarkt und den sozialen Zusammenhalt berücksichtigt werden. Der Mensch müsse bei der Technologie im Mittelpunkt stehen.

Es gehe außerdem um eine Balance zwischen Innovation und Regulierung. Der KI-Entwicklung müsse genügend Spielraum gegeben werden. Es müsse aufgepasst werden, dass die Entwicklung durch Regulierung nicht abgewürgt werde. Bei dieser Frage habe es in der Runde aber Nuancen gegeben. Außerdem betonte die Spitzenrunde demnach, dass auch kleine Länder Zugang zu KI haben sollten. Es müsse ein echter Wettbewerb entstehen, damit der Markt nicht von großen »Playern«, also großen IT-Konzernen vor allem aus den USA, dominiert werde.

Habeck betonte, es müsse eine breite Teilhabe an Systemen der Künstlichen Intelligenz garantiert werden. Der beste Weg wäre, Quellcodes öffentlich zu machen. Dies habe aber eine Kehrseite. »Denn wenn alle Algorithmen zu kopieren sind, dann können sie auch von bösen Menschen kopiert werden.«

Nächstes Jahr in Paris

Im kommenden Jahr sei ein erneutes Gipfeltreffen zur KI-Sicherheit in Paris geplant, vorher solle es noch ein Treffen in Seoul in Südkorea geben. Habeck wertete es als positiv, dass China in England eine Protokollerklärung mit unterzeichne habe, was nicht absehbar gewesen sei. China habe die gleichen Herausforderungen zu klären wie die USA und China. Es könne aber sein, dass sich dahinter etwas anderes verberge, weil China im Umgang mit Daten oder mit der »Überwachung der Bevölkerung« eine ganz andere Tradition habe.

Von der Leyen betonte, man solle von anderen Technologien lernen. Auch die Atomkraft sei für gute Zwecke wie Energiegewinnung, aber auch als Bombe verwendet worden. Es brauche freie und gut ausgestattete Forscherinnen und Forscher, um Risiken zu bewerten. Sie sprach zudem davon, dass in derzeit laufenden Verhandlungen zu einem EU-KI-Gesetz über die Gründung eines europäischen Amts für KI diskutiert werde. Dieses könnte gemeinsame Regeln in allen 27 EU-Staaten durchsetzen, erläuterte von der Leyen.

Habeck sagte vor dem Abflug nach England, die EU wolle über eine Verordnung die Anwendung von KI regulieren. Es gehe aber nicht darum, die Technik selbst einzuschränken. Zudem müssten international gleiche Wettbewerbsbedingungen geschaffen werden. Digitalminister Volker Wissing (FDP) hatte zum Auftakt des Treffens davor gewarnt, die Chancen der Technologie aus den Augen zu verlieren.

© dpa-infocom, dpa:231102-99-795450/8