Haushaltshilfen werden in Deutschland weiter nur selten angemeldet. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer Samstag veröffentlichten Analyse. »Seit Jahren liegt die Zahl der Haushaltshilfen, die nicht angemeldet werden und ohne Absicherung und Unfallversicherungsschutz illegal arbeiten, laut unseren Schätzungen bei über 90 Prozent«, sagt Studienautor Dominik Enste.
Für die aktuelle Schätzung wertete das IW jüngst veröffentlichte Ergebnisse aus dem »sozio-oekonomischen Panel« (SOEP), einer repräsentativen Langzeitbefragung privater Haushalte, aus. Demnach beschäftigten 2021 nach eigenen Angaben etwa 4,3 Millionen Haushalte regelmäßig oder gelegentlich eine Hilfe, also rund jeder zehnte Haushalt. Werden davon die meldenden Haushalte (Ende Juni: 290 000), die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie die Selbstständigen abgezogen, ergibt sich laut IW eine Lücke von gut 3,9 Millionen Haushalten. In ihnen werde »schwarz« gereinigt, gemäht oder bei der Bewältigung des Alltags geholfen.
Privatleute scheuen oft Verträge
Eine Anmeldung bei der Minijobzentrale werde oft von beiden Seiten gescheut, erklärte Enste. »Auch wenn Haushaltshilfen nicht selten viele Jahre im Haushalt arbeiten und ein gutes Vertrauensverhältnis aufgebaut wird, möchten Haushalte oft keine vertraglichen Verpflichtungen eingehen.« Ein Privathaushalt sei für viele kein Arbeitsort wie jeder andere. »Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder während des Urlaubs der Haushaltshilfe sind eine ungewohnte und ungewollte Verpflichtung.«
Umgekehrt ist es laut Enste für viele Hilfen unattraktiv, Sozialversicherungsabgaben zu zahlen, weil sie keine zusätzlichen Leistungen erhalten. So seien sie über die Familienversicherung krankenversichert oder könnten absehbar keine Rente oberhalb der Mindestsicherung erreichen. Außerdem scheuten sie bürokratische Hürden. »So boomt im und rund um den Privathaushalt weiter die Schattenwirtschaft.«
Haushaltshilfen oft bei Pflegebedürftigkeit
Die Analyse ergab außerdem, dass Haushalte, in denen Angehörige gepflegt werden, viel häufiger Haushaltshilfen beschäftigen. Während 8,6 Prozent der Haushalte ohne Pflegebedürftigen jemanden beschäftigen, liegt der Anteil bei Haushalten mit Pflegebedarf bei 37,4 Prozent.
»Mit Blick auf die weiter stark steigende Zahl der Pflegebedürftigen und den dadurch zunehmenden Unterstützungsbedarf auch im Alltag jenseits der eigentlichen Pflege, sollten auch in Deutschland endlich einfache Gutscheinmodelle getestet werden«, forderte der Experte für Verhaltensökonomik und Wirtschaftsethik. Bei solchen Modellen setzt der Staat durch Subventionen stärkere Anreize für die Anmeldung einer Hilfe. Laut Enste könnten solche Modelle zielgenau und effizient helfen.
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