Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai nach einer Aufhellung in den vergangenen Monaten unter dem Strich nicht verändert. Das Ifo-Geschäftsklima lag stabil bei 89,3 Punkten, wie das Ifo-Institut am Montag in München mitteilte. Analysten hatten dagegen einen Zuwachs auf im Schnitt 90,4 Punkte erwartet. »Kalte Dusche für Optimisten«, kommentierte die ING Bank.
»Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich schrittweise aus der Krise heraus«, erläuterte Ifo-Präsident Clemens Fuest die Zahlen. In den Monaten zuvor war das Stimmungsbarometer dreimal in Folge angestiegen, was in der Regel als konjunktureller Wendepunkt interpretiert wird. Allerdings notiert Deutschlands wichtigster wirtschaftlicher Frühindikator immer noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau.
Tausende Unternehmen befragt
Die rund 9000 befragten Unternehmen bewerteten die Aussichten auf ihre künftigen Geschäfte im Mai besser, ihre aktuelle Lage schätzten sie hingegen schlechter ein. In der Industrie, im Handel und im Baugewerbe hellte sich das Geschäftsklima auf, im Dienstleistungssektor trübte es sich jedoch ein.
»Die deutschen Unternehmen werden zwar wieder zuversichtlicher, aber nur mit Blick auf die Zukunft«, bemerkte Andreas Scheuerle, Leiter Industrieländer bei der Dekabank. »Der Ausbruch aus der lang währenden Konjunkturschwäche wird aus ihrer Sicht im ersten Halbjahr nicht mehr gelingen.«
Argumente für Erholung bleiben
»Nach mehreren positiven Überraschungen seitens der Konjunkturdaten in den zurückliegenden Wochen ist dies ein leichter Stimmungsdämpfer«, kommentierte Ökonom Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Dennoch: Die weltwirtschaftliche Lage habe sich stabilisiert, der Inflationsdruck lasse sukzessive nach und die Europäische Zentralbank (EZB) stehe kurz vor einer Zinssenkung. All dies seien Argumente für eine Erholung der deutschen Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf. Völker sagte: »Die Bäume wachsen aber gleichwohl nicht in den Himmel.«
Auch die Experten von der Landesbank Hessen-Thüringen zeigten sich überrascht von der Stagnation. Andere Frühindikatoren seien zuletzt gestiegen, heißt es mit Blick auf die Einkaufsmanagerindizes von S&P Global oder die ZEW-Konjunkturerwartungen. Die wirtschaftliche Entwicklung scheine sich wohl nur zögerlich zu verbessern, erklärte Analyst Ulrich Wortberg.
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