Die Gewerkschaft IG BAU kritisiert illegale Praktiken und Schwarzarbeit im großen Stil auf deutschen Baustellen. Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) habe allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 9251 Ermittlungsverfahren im Bauhaupt- und Baunebengewerbe eingeleitet, teilte die IG BAU am Dienstag mit. Das sei rund ein Fünftel mehr als im Vorjahreszeitraum (7430). Dabei berief sich die IG BAU auf Zahlen, die das Bundesfinanzministerium auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup (SPD) für alle 41 Hauptzollämter in Deutschland mitgeteilt habe. Zuvor hatte die »Neue Westfälische« über die Zahlen berichtet.
Im ersten Halbjahr hätten gut 11 Prozent der Ermittlungsverfahren über alle Branchen (82.558) illegale Beschäftigung, Sozialbetrug und Mindestlohnverstöße auf Baustellen betroffen, so die IG BAU. Die ermittelte Schadenssumme liege hier bei rund 161 Millionen Euro.
»Die aufgedeckten Verstöße sind nur die Spitze des Eisbergs«, sagte IG-BAU-Vorstandsmitglied Carsten Burckhardt in Frankfurt. Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung gehörten zum Alltag am Bau. So würden ganze Konstrukte von Schein-Subunternehmen gegründet, um illegale Beschäftigung zu verschleiern.
Burckhardt warnte vor einer Zunahme illegaler Machenschaften: »Die hohe Inflation, steigende Bauzinsen, hohe Material- und Energiekosten – alles führt zu einem wachsenden Kostendruck auf dem Bau.« Gerade weil es in der Branche keinen Branchen-Mindestlohn und zu wenig Schwarzarbeit-Kontrollen gebe, gerieten Arbeitgeber, die sich an den Bau-Tarifvertrag halten, unter Druck. Burckhardt forderte eine stärkere Präsenz des Zolls auf Baustellen. Zudem sollten auffällig gewordene Firmen von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen werden.
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