Im frühen Handel hatte der Dax noch zugelegt und sich der Marke von 16.000 Zählern bis auf 40 Punkte angenähert. Doch als nach einer Handelsstunde die Verbraucherpreise aus Bayern, Baden-Württemberg und Hessen bekanntwurden, traten die Kurse den Rückzug an. Deutschlandweit sind die Verbraucherpreise im August um 6,1 Prozent gestiegen - stärker als erwartet.
Ein Rückgang der Inflation dürfte »alles andere als ein Selbstläufer werden«, schrieb Volkswirt Sebastian Becker von der Deutschen Bank. Vor allem ein anhaltend hoher Lohndruck könne die Teuerung von Dienstleistungen weiter befeuern und so auch die Normalisierung der Inflation generell verlangsamen.
Für Aktien sind das schlechte Nachrichten, denn eine hohe Inflation könnte die Erwartung weiter steigender Leitzinsen schüren. »Die EZB hat derzeit einen schwierigen Job. Die europäische Wirtschaft ist schwach auf der Brust (...), gleichzeitig bleiben die Inflationsraten auf hohem Niveau«, schrieb Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Das Mandat der EZB sei aber klar: »Inflationsbekämpfung steht im Zentrum des Handels«.
Auf Unternehmensseite beschäftigten nochmals einige Geschäftsberichte die Anleger, darunter die von Delivery Hero und Aroundtown. Aktien von Delivery Hero brachen um über zehn Prozent ein. Der Essenslieferant schrieb auch im zweiten Quartal unter dem Strich rote Zahlen. Aroundtown-Aktien schnellten dagegen um gut neun Prozent nach oben. Anleger begrüßten, dass der Immobilienkonzern etwas optimistischer für das diesjährige operative Ergebnis wurde.
Die Aussicht auf etwaige milliardenschwere Wertberichtigungen des dänischen Windparkbetreibers Orsted in den USA belastete die ganze Wind- und Energiebranche. Orsted-Aktien sackten in Kopenhagen um ein Viertel ab. Im Dax büßten RWE 4,7 Prozent und Siemens Energy 3,3 Prozent ein.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor am Mittwoch 0,26 Prozent auf 4315,31 Zähler. An der Pariser Börse schloss der Cac 40 knapp im Minus, während der FTSE 100 in London moderat zulegte. Der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial lag zum europäischen Handelsschluss leicht im Plus.
Am Devisenmarkt legte der Euro wegen der hohen deutschen Inflation und auch nach schwachen Wachstumsdaten aus den USA zu und wurde zuletzt mit 1,0931 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0886 US-Dollar fest.
Im Rentenhandel stieg die Umlaufrendite von 2,58 Prozent am Vortag auf 2,59 Prozent. Der Rentenindex Rex gab um 0,04 Prozent auf 124,04 Punkte nach. Der Bund-Future verlor zuletzt 0,12 Prozent auf 132,34 Punkte.
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