Ein eigenes Unternehmen zu gründen, ist einer Umfrage zufolge für 40 Prozent der jungen Menschen in Deutschland vorstellbar. Elf Prozent der bundesweit befragten 14- bis 25-Jährigen geben an, eine Gründung schon fest einzuplanen und 29 Prozent sagen, sie seien noch nicht ganz sicher. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
Ein Drittel der knapp 1.700 Befragten antwortet auf die Frage, ob eine Gründung bis zum 30. Geburtstag für sie denkbar sei, dass sie sich das derzeit eher nicht vorstellen können, diese aber auch nicht ausschließen. Die Studie wurde im Juni 2023 sowie zwischen dem 23. Februar und 24. März 2024 durchgeführt. Für gut ein Viertel ist eine Rolle als Gründer oder Gründerin demnach keine Option. In der jungen Generation stecke Potenzial für mehr Gründungsaktivität in Deutschland, bilanzierte die Stiftung in Gütersloh. Um dieses zu heben, müssten Barrieren abgebaut werden.
Unternehmerisches Denken früher fördern
Die Analyse geht davon aus, dass Unsicherheit, Stress und fehlendes Wissen viele junge Menschen an der Gründung eines Unternehmens hindern. Es sei wichtig, unternehmerisches Denken und Handeln früher zu fördern - schon in der Schulzeit etwa über Workshops. Es zeige sich zudem: Eine Firmengründung planen männliche Jugendliche häufiger als weibliche Jugendliche. Und in den Großstädten ist das Interesse höher als in Orten mit maximal 5.000 Einwohnern.
Dass 40 Prozent Interesse an einer Betriebsgründung zeigen, sei zwar zunächst eine gute Nachricht. Tatsächlich dürften diesen Schritt aber viel weniger junge Leute wirklich gehen, hieß es. So habe in Deutschland etwas weniger als jede sechste Person zwischen 18 und 24 Jahren ein Unternehmen gegründet, erläuterte einer der Bertelsmann-Studienautoren, Ivo Andrade. Er berief sich auf den »Global Entrepreneurship Monitor« 2023, der den Stand von 2022 abbilde und eine Quote von 15,2 Prozent für die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen nenne.
Aus dem aktuellsten GEM-Monitor 2023/2024 geht hervor, dass die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen im Jahr 2023 mit 13,3 Prozent die stärksten Gründungsaktivitäten aufweist. Sie werde dicht gefolgt von der jüngsten Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen mit einer Gründungsquote von 11,0 Prozent für 2023 - demnach also ein sinkender Wert bei der jüngsten Gruppe im Vergleich zum Vorjahr. Der Monitor gibt die Gründungsquoten vieler Länder an, Gründungen in Deutschland werden durch das RKW Kompetenzzentrum in Kooperation mit der Leibniz Universität Hannover untersucht.
Hürden sind laut Stiftung auch fehlendes Zutrauen und Wissensdefizite
Bei Befragten, die sich eine Gründerrolle nicht vorstellen können, führt dies etwa ein Viertel auf fehlendes Zutrauen in die eigenen Kompetenzen und eine damit verbundene Unsicherheit zurück. Etwa jede fünfte Person bezweifelt, über das nötige Wissen zu verfügen. Aus Sicht der Stiftung müssten Infos übers Gründen zielgerichtet an junge Menschen gelangen, vor allem über Social-Media-Kanäle.
Und: »Ein leichterer Zugang zu Startkapital wäre hilfreich für Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer. Mehr Gründungsstipendien, günstigere Kredite sowie auf junge Menschen spezialisierte Gründerfonds können dazu beitragen.«
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