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Hängepartie - OECD erwartet abgeschwächtes Wachstum

Die deutsche Wirtschaft kommt nur mühsam aus dem Tal heraus. Experten erwarten wegen globaler Risiken für die Weltwirtschaft 2024 nur ein moderates Wachstum, ehe es 2025 stärker aufwärts geht.

OECD legt Konjunkturausblick vor
Im Containerhafen von Bremerhaven: Vor dem Hintergrund wachsender globaler Unsicherheiten und struktureller Umbrüche hat die OECD ihren neuen Konjunkturausblick vorgelegt. Foto: Sina Schuldt/DPA
Im Containerhafen von Bremerhaven: Vor dem Hintergrund wachsender globaler Unsicherheiten und struktureller Umbrüche hat die OECD ihren neuen Konjunkturausblick vorgelegt.
Foto: Sina Schuldt/DPA

Bis die Wirtschaft in Deutschland und weltweit wieder durchstartet, steht noch eine Hängepartie bevor. Die Industrieländerorganisation OECD rechnet im kommenden Jahr mit einem etwas schwächeren Wachstum der Weltwirtschaft. Nach einem Plus von 2,9 Prozent in diesem Jahr sei 2024 ein Zuwachs von 2,7 Prozent zu erwarten, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Mittwoch in Paris mit.

2025 wird dann ein Anstieg von drei Prozent erwartet, da die Einkommen zulegen und die Leitzinsen sinken dürften. In Deutschland wird die Wirtschaft nach einem leichten Minus in diesem Jahr laut der OECD-Prognose 2024 um lediglich 0,6 Prozent und 2025 um 1,2 Prozent wachsen.

Sinkende Inflation und steigende Löhne werden die Einkommen und den privaten Verbrauch in Deutschland nach der Vorhersage der OECD stützen. Hohe Zinssätze belasteten jedoch Wohnungsbauinvestitionen und dämpften die Exportnachfrage nach Investitionsgütern aus Deutschland. Die übrigen Investitionen ziehen nach Einschätzung der OECD jedoch allmählich an. Die Exporte dürften sich langsam erholen, da die globale Nachfrage anziehe, heißt es in der OECD-Prognose.

Deutsche Wirtschaft schwächelt - Unsicherheit um Israel

Derzeit schwächele die deutsche Wirtschaft weiter, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) für den November. »Die deutsche Wirtschaft kommt nur mühsam aus dem Tal heraus«, sagte der DIW-Konjunkturexperte Timm Bönke. Hohe Zinsen und nur allmählich zulegende Löhne belasteten die Wirtschaft. »Der positive Beitrag der Außenwirtschaft konnte dies bis zuletzt nicht kompensieren. Und nun haben sich die geopolitischen Unsicherheiten durch den Krieg im Nahen Osten noch beträchtlich erhöht.«

In der Eurozone hat sich die Wirtschaftsstimmung unterdessen etwas stärker als erwartet verbessert. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Punkte auf 93,8 Punkte, wie die Europäische Kommission am Mittwoch Brüssel mitteilte.

Für die USA rechnet die OECD dieses Jahr mit einem Wachstum von 2,4 Prozent, das sich 2024 auf 1,5 Prozent abschwächt, bevor es 2025 – unter dem Einfluss einer voraussichtlich gelockerten Geldpolitik – wieder leicht auf 1,7 Prozent anzieht.

Kaum Wachstum im Euroraum - viele Krisenherde weltweit

Der Euroraum wurde vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und vom Energiepreisschock vergleichsweise hart getroffen. Dort kalkuliert die OECD für dieses Jahr mit einem Wachstum von 0,6 Prozent, das 2024 auf 0,9 Prozent und 2025 auf 1,5 Prozent steigen dürfte. In China wird im laufenden Jahr ein Wachstum von 5,2 Prozent erwartet, das sich 2024 voraussichtlich auf 4,7 Prozent und 2025 auf 4,2 Prozent verlangsamt.

Der Ausblick ist nach OECD-Angaben von Risiken überschattet. Dazu gehören geopolitische Spannungen, die mit dem Angriff der Hamas auf Israel und der weiteren Entwicklung dieses Konflikts nochmals zugenommen haben. Wachstum und konjunkturelle Belebung könnten dadurch unter Druck geraten. Höhere Verbraucherausgaben könnten andererseits dem Wachstum Auftrieb geben, wenn die privaten Haushalte ihre seit der Coronapandemie gewachsenen Ersparnisse stärker ausgeben. Dies könnte allerdings auch dazu führen, dass sich die Inflation weiter verfestigt.

Weltweit geht die OECD davon aus, dass das Wachstum in aufstrebenden Volkswirtschaften besser ausfallen werde als in Industrieländern. Das Wachstum in Europa werde im Vergleich zu Nordamerika und den großen asiatischen Volkswirtschaften relativ gedämpft sein. Der Anstieg der Verbraucherpreise in den führenden Industrie- und Schwellenländern (G20-Gruppe) werde weiter allmählich zurückgehen. Bis 2025 werde die Inflation in den meisten großen Volkswirtschaften voraussichtlich wieder auf dem Zielpfad liegen.

© dpa-infocom, dpa:231129-99-118196/3