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Greenpeace: Klimaticket entlastet Haushalte und Umwelt

Angesichts des Andrangs auf das 9-Euro-Ticket läuft die Debatte über eine Anschlussfahrkarte. Greenpeace verweist auf große Vorteile eines »Klimatickets« für Umwelt und auch den Geldbeutel der Verbraucher.

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Das 9-Euro-Ticket hat viele Fans, nun läuft eine Debatte um ein mölgiches Anschluss-Angebot. Foto: Sina Schuldt
Das 9-Euro-Ticket hat viele Fans, nun läuft eine Debatte um ein mölgiches Anschluss-Angebot.
Foto: Sina Schuldt

Der Umweltverband Greenpeace hat auf finanzielle und ökologische Vorteile eines Klimatickets im öffentlichen Personennahverkehr hingewiesen. Ein dauerhaftes Klimaticket biete Antworten auf gleich zwei drängende Probleme: Es entlaste die von der Energiekrise getroffenen Haushalte spürbar und bringe den Klimaschutz im Verkehr voran, so Greenpeace-Verkehrsexpertin Marissa Reiserer.

Mit dem 9-Euro-Ticket können Fahrgäste noch bis Ende August für 9 Euro pro Monat im ÖPNV durch ganz Deutschland fahren. In einem Greenpeace-Papier wurden die Folgen eines dauerhaften 9-Euro-Tickets sowie eines Tickets für 365 Euro im Jahr untersucht. Dabei wurden die Gesamtkosten unterschiedlicher Arten von Mobilität verglichen.

Demnach könnten Haushalte mit den Tickets pro Monat zwischen 224 und 474 Euro sparen - etwa im Vergleich zur ausschließlichen Nutzung eines Autos. Zugleich würde laut Greenpeace die Verkehrsverlagerung durch ein solches Ticket den CO2-Ausstoß um 2 bis 6 Millionen Tonnen pro Jahr senken. Zur Annahme gehört laut Papier, dass ein Klimaticket den Anreiz erhöht, auch längere Strecken mit Regionalzügen zurückzulegen. Bei den Kosten der Pkw-Haltung flossen monatlich fixe Kosten ein, aber auch etwa der Wertverlust von Autos.

Finanzierung durch Streichung von Subventionen

Ein dauerhaft günstiges ÖPNV-Ticket könne finanziert werden, indem die Bundesregierung gezielt klimaschädliche Subventionen streiche oder ändere, argumentierte Greenpeace. Nötig seien etwa die Streichung des steuerlichen Dienstwagenprivilegs und eine Reform der Pendlerpauschale.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hatte sich am Donnerstag für ein dauerhaftes 69-Euro-Ticket ausgesprochen. Die Fahrkarte soll bundesweit für den ÖPNV gelten. Das Bundesverkehrsministerium reagierte zurückhaltend auf den VDV-Vorschlag. Ein Sprecher von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte am Freitag, es gebe ein verabredetes Verfahren, wonach im Herbst Ergebnisse einer Arbeitsgruppe von Bund und Ländern zur Zukunft und weiteren Finanzierung des ÖPNV vorliegen sollen.

Wissing hatte mehrmals deutlich gemacht, er wolle erst über Reformen im Nahverkehr sprechen und dann über Finanzierungsfragen. Ein zentraler Punkt für ihn sind einfachere Tarifstrukturen.

Wie könnte ein Anschluss-Angebot aussehen?

Auch der Städte- und Gemeindebund unterstützt Vorschläge für ein bundesweit einheitliches und dauerhaft günstiges Ticket im ÖPNV. »Die Bürgerinnen und Bürger haben ein hohes Interesse, ohne Tarifdschungel Busse und Bahnen in ganz Deutschland nutzen zu können. Das zeigen auch die Erfahrungen des 9-Euro-Tickets«, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag).

Als Anschlussregelung für das 9-Euro-Ticket wird unter anderem über ein 365-Euro-Jahresticket debattiert. CSU-Chef Markus Söder hatte sich am Wochenende für eine solche Fahrkarte ausgesprochen, die für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr in Deutschland gelten soll. Die Verbraucherzentralen hatten jüngst ein 29-Euro-Monatsticket vorgeschlagen, also in ähnlicher Größenordnung wie Söder.

Der Deutsche Landkreistag zeigte sich skeptisch. »Von Vorschlägen zur Verlängerung des 9-Euro-Tickets und auch von Nachfolgemodellen wie einem 365-Euro-Jahresticket halte ich nichts«, sagte Landkreistagspräsident Reinhard Sager (CDU) den Funke-Zeitungen. »Damit ist viel staatliches Geld verbrannt worden, das wirkungsvoller hätte in Taktung und Ausstattung investiert werden können.« Auch Landsberg forderte mehr Geld zum Ausbau des Nahverkehrs.

© dpa-infocom, dpa:220718-99-64527/2