Der Autobauer BMW hat seinen Gewinn im dritten Quartal um 23 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro gesteigert und schaut »mit Zuversicht auf die kommenden Monate«, wie Vorstandschef Oliver Zipse am Donnerstag sagte. Die Auftragsbücher seien weiterhin gut gefüllt. Trotz hoher Kosten und sinkender Bestelleingänge vor allem in Deutschland und England könne BMW »mit Zuversicht ins neue Jahr gehen«, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter.
Zipse begleitet Bundeskanzler Olaf Scholz auf seiner Reise nach China, dem mit Abstand wichtigsten Markt für BMW und die anderen deutschen Autohersteller. BMW baut seine Werke dort kräftig aus, hat im Februar die Mehrheit an dem chinesischen Gemeinschaftsunternehmen BMW Brilliance Automotive (BBA) übernommen und steuert deshalb in diesem Jahr auf ein Rekordergebnis zu: Nach den ersten neun Monaten verbuchte BMW bereits 20,3 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern, nach 13,2 Milliarden im Vorjahreszeitraum.
Halbleitermangel als Bremser
Mit 588.000 ausgelieferten Autos blieb BMW im dritten Quartal knapp unter dem starken Vorjahresniveau. Halbleitermangel bremste die Produktion noch, und in China sei jeder zehnte BMW-Händler wegen Corona geschlossen gewesen - »aber das wird sich in den kommenden Wochen verbessern«, sagte Peter. Dank hoher Preise für Neu- und Gebrauchtwagen, einem hohen Anteil teurer Modelle und einem schwachen Euro stieg der Umsatz um 35 Prozent auf 37,2 Milliarden Euro. Die Gewinnmarge in der Autosparte verbesserte sich auf 8,9 Prozent und erreichte damit das obere Ende des Zielkorridors. Ohne die BBA-Konsolidierungseffekte hätte sie sogar 10,1 Prozent betragen.
»Wir erwarten im vierten Quartal ein deutliches Absatzwachstum«, sagte Peter. Die Inflation, steigende Zinsen und die drohende Rezession in Deutschland und Teilen Europas bremsten zwar den Bestelleingang hier. »Aber der hohe Auftragsbestand wird uns weit ins Jahr 2023 tragen.« Die USA und China dürften sich besser entwickeln. Die Nachfrage nach E-Autos sei hoch und steige. Die Wachstumsdynamik von BMW werde sich fortsetzen, sagte der Finanzchef.
Hohe Preise weiterhin erwartet
Schlecht für Autokäufer, gut für BMW: Peter erwartet auf allen wichtigen Märkten weiterhin hohe Preise und kaum Rabatte. Auch Gebrauchtwagen dürften 2023 gute Restwerte erzielen, denn dann kämen wegen der Produktionslücken in den Corona-Jahren eher weniger Leasingrückläufer auf den Markt.
Bei den Finanzdienstleistungen spürt das Unternehmen Gegenwind: Im dritten Quartal wurden nur noch 42 Prozent der Neuwagen von BMW kreditfinanziert oder verleast, nach 51 Prozent vor einem Jahr. Zugleich wurde die Vorsorge für ausfallende Kredite erhöht, auch wenn die tatsächliche Kreditverlustquote bisher noch sehr niedrig war.
Positive Prognose
Bis Ende September lieferte BMW »bei wachsender Nachfrage über 128.00 Stromer« aus. Die Bestellungen für die E-Modelle iX, iX3, i4 und Mini Cooper SE stiegen, der volumenstarke iX1 und der i7 kämen demnächst. Damit und mit der global ausgewogenen Aufstellung in Europa, Amerika und Asien sei BMW optimistisch: »Wir rechnen insgesamt auch 2023 mit einem positiven Momentum für unser Unternehmen«, sagte Peter. Mit Blick auf die Gas- und Stromversorgung erwarte er in diesem Winter keine Produktionsunterbrechung in europäischen Werken.
Für das laufende Jahr bekräftigte BMW seine Prognose und erwartet einen Absatz leicht unter dem Vorjahresniveau von 2,5 Millionen Autos. Der Gewinn vor Steuern werde aufgrund der Vollkonsolidierung von BBA deutlich über den 16,1 Milliarden Euro des Vorjahres liegen.
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