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Gewerkschaft: Bahn braucht 45 Milliarden Euro mehr bis 2027

Das Schienennetz ist am Limit, die Infrastruktur marode. Für Bahn-Gewerkschafer Burkert ist klar: Wer die Bahn zum Verkehrsmittel Nummer eins machen will, muss viel Geld in die Hand nehmen.

Martin Burkert
Martin Burkert, Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Foto: Jörg Carstensen
Martin Burkert, Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).
Foto: Jörg Carstensen

Der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert, fordert von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) mehr Geld für den Bahnverkehr. »Die Schiene ist immer weiter gealtert. Im letzten Jahrzehnt wurde sie immer vernachlässigt. Jetzt warten alle darauf, ob Minister Wissing seine Ankündigung wahr macht und der Schiene Vorrang gibt«, sagte Burkert der Deutschen Presse-Agentur.

Grundvoraussetzung für einen Erfolg des Gleisverkehrs sei eine langfristige und sichere Finanzierung. »Wir brauchen 90 Milliarden Euro bis 2027. Also 45 Milliarden Euro frisches Geld, damit wirklich was gelingen kann und die Schiene der Verkehrsträger Nummer 1 wird«, sagte Burkert, der auch Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn ist.

Die DB hat mit erheblichen Problemen in der Infrastruktur zu kämpfen, das Schienennetz ist zunehmend an der Kapazitätsgrenze. Für die Fahrgäste zeigt sich das nicht zuletzt an vielen unpünktlichen Zügen im Fernverkehr. Gleichzeitig hat die Bundesregierung das Ziel ausgegeben, deutlich mehr Menschen auf die Schiene zu bringen, auch der Marktanteil des Güterverkehrs soll hier wachsen.

Fit für die Zukunft machen

Die Deutsche Bahn will in den kommenden Jahren die wichtigsten Strecken mit Generalsanierungen fit für die Zukunft machen. Dazu sollen diese Strecken für einige Monate komplett gesperrt werden, um sie grundlegend zu sanieren beziehungsweise zu modernisieren.

»Wenn man es ernst meint mit dem Deutschlandtakt, mit der Digitalisierung der Stellwerkstechnik, mit den Generalsanierungen, dann muss man jetzt investieren«, sagte Burkert. Die nächsten Monate seien entscheidend. »Im ersten Jahr war der Verkehrsminister ja eher zurückhaltend unterwegs. Jetzt entscheidet sich, ob er Akzente setzen wird.«

Burkert ist seit Oktober Vorsitzender der EVG. Zuvor saß er für die SPD von 2005 bis 2020 im Bundestag. Von 2014 bis 2017 war er Vorsitzender des Verkehrsausschusses, von 2005 bis 2013 Bahnbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion.

Am Dienstag beginnen in Fulda Tarifverhandlungen zwischen der EVG und der DB. Die Gewerkschaft fordert mindestens 650 Euro mehr pro Monat für rund 180.000 Beschäftigte. Bei den höheren Entgelten will sie eigenen Angaben zufolge eine Steigerung um zwölf Prozent erreichen. Die DB wurde aufgefordert, schon zum Auftakt der Verhandlungen ein eigenen Angebot vorzulegen - andernfalls drohten Warnstreiks.

© dpa-infocom, dpa:230224-99-719397/2