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GDL-Warnstreik ab 18 Uhr - was Fahrgäste nun tun sollten

Im Tarifstreit zwischen Bahn und GDL sollte heute weiter verhandelt werden - stattdessen kommt auf Fahrgäste nun der erste Warnstreik zu. Worauf sich Kundinnen und Kunden einstellen müssen.

Vor dem Warnstreik bei der Bahn
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat zu einem 20-stündigen Warnstreik bei der Deutschen Bahn aufgerufen. Foto: Julian Stratenschulte/DPA
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat zu einem 20-stündigen Warnstreik bei der Deutschen Bahn aufgerufen.
Foto: Julian Stratenschulte/DPA

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) erhöht im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn den Druck: Für 20 Stunden ruft sie ab diesem Mittwochabend zu einem flächendeckenden Warnstreik auf. Zwischen 22 Uhr am Mittwoch und 18 Uhr am Donnerstag wird auf der Schiene dann kaum was unterwegs sein. Worum gestritten wird und wie sich Fahrgäste auf den Ausstand am besten einstellen:

Welche Verkehre sind betroffen?

Der Warnstreik wird laut Bahn bei allen Verkehrsarten auf der Schiene - Fern-, Regional- und Güterverkehr - zu weitreichenden Einschränkungen führen. Mehr als 80 Prozent der ICE- und IC-Züge werden dem Konzern zufolge ausfallen. »Erfahrungsgemäß wird es auch im Regionalverkehr massive Einschränkungen geben«, sagte ein Bahnsprecher am Mittwoch. »Wir rechnen auch damit, dass in einzelnen Regionen gar keine Züge mehr fahren können.«

Welche Regionen sind betroffen?

Dazu macht die Bahn keine konkreten Angaben. Erfahrungsgemäß sind insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern viele Beschäftigte bei der GDL organisiert. Dort dürfte daher im Regionalverkehr vielerorts nichts mehr gehen. Auch in Stuttgart und Frankfurt hat die GDL viele Mitglieder. In beiden Städten wird es voraussichtlich den S-Bahnverkehr stark treffen. In anderen Regionen, etwa in Hessen oder Rheinland-Pfalz, könnten Züge hingegen in sehr eingeschränkter Taktung unterwegs sein. Generell ruft die Bahn Fahrgäste dazu auf, wenn möglich, auf Bahnfahrten während des Warnstreiks ganz zu verzichten.

Ab wann geht es los?

Offizieller Beginn des Warnstreiks ist an diesem Mittwoch um 22 Uhr. Fahrgäste müssen sich aber bereits in den Stunden davor auf Zugausfälle einstellen. Manche Verbindungen müssten schon vorher aus dem Fahrplan genommen werden, teilte die Bahn mit. Nur so könne gewährleistet sein, dass die Züge am Ende nicht auf freier Strecke halten und dass sie nach dem Streik schnell wieder dort sind, wo sie gebraucht werden.

Der Arbeitskampf soll laut GDL bis Donnerstag um 18 Uhr dauern. Bis der Verkehr danach wieder uneingeschränkt rollt, dürften aber weitere Stunden vergehen. Ziel der Bahn ist es eigenen Angaben zufolge, dass der gesamte Bahnverkehr zum Betriebsbeginn am frühen Freitagmorgen wieder ohne Einschränkungen funktioniert.

Wo kann ich mich über meinen Zug informieren?

Die Bahn hat einen Notfahrplan erstellt, der seit Mittwochmittag auf den digitalen Kanälen des Konzerns abrufbar ist. Ob ein Fern- oder Regionalzug fährt oder nicht, lässt sich also über die Bahn-App oder die Internetseite einsehen. Für individuelle Auskünfte hat die Bahn zudem eine Rufnummer eingerichtet (08000-996633).

Was passiert mit meinem Ticket?

Wer für Mittwoch oder Donnerstag ein Ticket gebucht hat, kann das auch zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Bahn hat die Zugbindung aufgehoben. »Das Ticket gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung«, hieß es. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden. Möglich ist auch eine Vorverlegung der Reise im Laufe des Mittwochs. »In diesem Fall empfehlen wir, die Reise bereits früh am Tag anzutreten, um so sicherzustellen, dass Sie vor Streikbeginn um 22 Uhr an Ihrem Zielort sind«, teilte die Bahn mit.

Wieso streikt die GDL?

Die Warnstreikankündigung kam am Dienstag überraschend. Bei der ersten Verhandlungsrunde am vergangenen Donnerstag hatten sich beide Seiten auf einen Verhandlungsfahrplan im Wochenrhythmus geeinigt. GDL-Chef Claus Weselsky hatte das im Anschluss an die Gespräche als ersten Verhandlungserfolg gewertet. Von Arbeitskampf war danach keine Rede. »Doch offenbar haben die Unternehmen das Entgegenkommen der GDL falsch verstanden, vielleicht sogar als Schwäche ausgelegt«, teilte die Gewerkschaft am Dienstag mit.

Die GDL verweist als Begründung immer wieder auf ihre Kernforderung in der Tarifauseinandersetzung: Die Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Auf diese Forderung war die Bahn in ihrem ersten Angebot nicht eingegangen.

Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft unter anderem 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Die Bahn hatte elf Prozent höhere Entgelte bei einer Laufzeit von 32 Monaten angeboten sowie ebenfalls die Inflationsausgleichsprämie. Eigentlich sollten beide Seiten an diesem Donnerstag wieder für Verhandlungen zusammen kommen. Nach der Warnstreikankündigung hat die Bahn die Gespräche abgesagt.

© dpa-infocom, dpa:231115-99-957735/4