HAMBURG. Der durchschnittliche Gaspreis für private Haushalte ist auf den höchsten Stand seit drei Jahren geklettert.
Für 20.000 Kilowattstunden musste ein Musterhaushalt von drei bis vier Personen im März 1263 Euro bezahlen, teilte das Vergleichsportal Check24 in München mit. Eine ähnliche Rechnung des Portals Verivox in Heidelberg kommt auf 1220 Euro. Damit seien die Gaspreise innerhalb eines halben Jahres um fast zehn Prozent gestiegen. Einen ähnlich raschen Preisanstieg habe es zuletzt 2008 gegeben. Betroffen ist rund die Hälfte der deutschen Haushalte.
Hintergrund der Preiserhöhungen sind vor allem die gestiegenen Beschaffungspreise der Gasversorger. Sie hätten im vergangenen Jahr im Mittel um rund 28 Prozent über dem Vorjahr gelegen. Die Unternehmen geben höhere Einkaufspreise oft nicht sofort, sondern mit Verzögerung an die Kunden weiter, sodass die Trendwende erst jetzt in voller Breite die Verbraucher erreicht. Im laufenden Jahr haben laut Check24 348 Unternehmen ihre Preise angehoben oder das angekündigt, im Durchschnitt um 6,8 Prozent. Verivox hat noch höhere Zahlen ermittelt: 288 Preiserhöhungen zum Jahreswechsel und 80 weitere für die Monate Februar bis Mai, im Schnitt um zehn Prozent.
»Dieser Trend wird sich in den kommenden Monaten fortsetzen«, sagte Valerian Vogel von Verivox. Falls Verbraucher ihren Anbieter wechseln wollen, sollten sie einen Tarif mit einer langen Preisgarantie über den nächsten Winter hinaus vereinbaren, um weiteren Preissteigerungen erst einmal aus dem Weg zu gehen. Bei Check24 ist Energie-Geschäftsführer Oliver Bohr nur wenig optimistischer: »Die Beschaffungspreise sind zuletzt wieder gefallen. Mit Preissenkungen auf breiter Front sollten Verbraucher aber nicht rechnen.«
Auch wenn die Gaspreise für die Verbraucher wieder steigen, liegen sie noch immer deutlich unter ihren früheren Höchstständen. Vor gut zehn Jahren, im Januar 2009, mussten die Verbraucher für 20.000 Kilowattstunden 1597 Euro bezahlen, also über 300 Euro mehr als heute. Besonders in den vergangenen fünf Jahren ist der Gaspreis kontinuierlich gefallen und hat zeitweise den vergleichbaren Preis für Heizöl unterschritten. Das war lange Jahre umgekehrt. Ursache der Preiswende sind Entwicklungen auf den Weltmärkten und die rege Nachfrage nach Gas. (dpa)