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Finanzinvestor übernimmt Glashersteller Weck nach Insolvenz

Fast jeder kennt sie: Weck-Einmachgläser. Nach mehr als 120 Jahren drohte der Marke das Aus. Nun ist zwar ein Käufer für den insolventen Glashersteller gefunden - aber nicht für alle geht es gut aus.

Glashersteller Weck
Ein Einmachglas des Herstellers Weck: Für den insolventen Glashersteller Weck gibt es eine Zukunft. Foto: Oliver Berg/DPA
Ein Einmachglas des Herstellers Weck: Für den insolventen Glashersteller Weck gibt es eine Zukunft.
Foto: Oliver Berg/DPA

Für den insolventen Hersteller der bekannten Weck-Gläser gibt es einen Käufer. Die Aurelius Gruppe aus München übernimmt das Traditionsunternehmen. Das teilte Insolvenzverwalter Thilo Braun nach einer Mitarbeiterversammlung mit. Der Vertrag mit dem Finanzinvestor wurde demnach bereits am 11. November unterzeichnet. Zuvor hatte die »Wirtschaftswoche« darüber berichtet.

Ein Aurelius-Sprecher bestätigte die Übernahme auf Anfrage ebenfalls: »Die Unterschriften sind geleistet, es fehlen aber noch einige regulatorische Genehmigungen, die wir bis Ende des Jahres erwarten.« Der Kaufpreis habe im zweistelligen Millionenbereich gelegen. Braun machte zum Preis für Unternehmen und Markenrechte keine Angaben.

Gesunkene Nachfrage und hohe Energiepreise

Weck hatte Mitte Juni Insolvenz angemeldet. Als Gründe genannt worden waren damals unter anderem eine gesunkene Nachfrage und die hohen Energiepreise infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Konkret ging es um die Muttergesellschaft J. Weck GmbH und Co. KG mit Sitz in der Stadt Wehr und die Tochterfirma Weck Glaswerk GmbH.

Die beiden Standorte und ein Großteil der Arbeitsplätze bleiben nach Angaben von Braun erhalten. In Südbaden sind Verwaltung und Vertrieb von Weck angesiedelt - und bislang auch noch das Verlagsgeschäft für Zeitschriften und Ratgeber. Dieses wird nicht fortgeführt. Mit 25 der 115 Beschäftigten dort müsse daher nun eine Einigung gefunden werden, sagte Braun. Es gebe ein Freiwilligenprogramm mit Abfindungen. Bei dem in Bonn ansässige Glaswerk arbeiten 260 Menschen.

Aurelius will die beiden Unternehmen demnach zusammenlegen - und ist für die neue Gesellschaft nun auch auf Chefsuche. Denn der bisherige Geschäftsführer Eberhard Hackelsberger verlässt das Unternehmen. Der Urenkel von Firmengründer Johann Weck hatte das Unternehmen zuletzt in vierter Generation geführt.

Operative Verbesserungspotenziale

Insolvenzverwalter Braun zufolge gab es rund 15 ernsthafte Angebote für den Glashersteller. Am Ende des Prozesses habe man noch mit drei Investoren verhandelt. »Ich glaube wirklich, dass Aurelius ein sehr guter Partner ist«, sagte Braun. Der Investor bringe ein riesiges operatives Team mit, habe sehr viel Know-how und Ideen - und die finanziellen Mittel, diese auch umzusetzen. Das sei toll für eine Firma, die zuletzt nicht so aufgestellt gewesen sei wie notwendig.

Aurelius ist nach eigenen Angaben ein Spezialist für die Erschließung operativer Verbesserungspotenziale. Wie sich Weck künftig entwickeln könnte und ob es etwa Änderungen am Produktportfolio geben wird, war zunächst offen. »Dazu können wir noch nichts Belastbares sagen«, hieß es. »Wir werden uns in den kommenden Monaten die Zeit nehmen, alles noch tiefer anzuschauen und dann Entscheidungen treffen.«

Das Traditionsunternehmen Weck gibt es seit mehr als 123 Jahren. Die bekannten Einkochgläser sind in vielen Kellern und Vorratsräumen zu finden. Mit Erdbeer-Logo, Markenname und orangefarbenem Dichtring sind sie zum Symbol für das Einkochen von Lebensmitteln geworden. Der Begriff »Einwecken« steht sogar im Duden. Heutzutage macht Weck einen Großteil seines Geschäfts allerdings mit Glasverpackungen für die Lebensmittelindustrie - etwa für Essiggurken, Senf und Marmelade.

© dpa-infocom, dpa:231123-99-54185/5