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Fed setzt Kampf gegen Inflation fort - EZB vor Zinserhöhung

Die Inflation hat zuletzt in den USA und im Euroraum etwas nachgelassen. Doch die Verbraucherpreise sind immer noch viel zu hoch. Die Fed macht nun klar, dass baldige Zinssenkungen keine Option sind.

US-Notenbank
Die US-Notenbank in Washington. Foto: Ting Shen
Die US-Notenbank in Washington.
Foto: Ting Shen

Nach einer moderaten Zinsanhebung der US-Notenbank Fed steht voraussichtlich auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Erhöhung des Leitzinses an. Die Fed hob wegen der anhaltend hohen Inflation ihren Leitzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte an. Es war die achte Anhebung in Folge und der kleinste Schritt seit März. Fed-Chef Jerome Powell stellte weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Mit Blick auf den Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise betonte er: »Ich denke, es wäre sehr verfrüht, den Sieg zu verkünden.«

Auch die EZB dürfte auf ihrer Zinssitzung ihren Kampf gegen die Inflation im Euroraum fortsetzen. Die Ergebnisse der geldpolitischen Sitzung wird die Notenbank in Frankfurt am Nachmittag (14.15 Uhr) bekanntgeben. Das Ende der Zinserhöhungen sei noch nicht erreicht, hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde jüngst mehrfach bekräftigt. Die EZB hatte im Dezember den Leitzins im Euroraum um 0,50 Prozentpunkte auf 2,50 Prozent angehoben. Lagarde stellte seinerzeit »für einige Zeit« weitere Erhöhungen in dieser Größenordnung in Aussicht. Seit Juli hat die EZB vier Mal in Folge die Zinsen erhöht.

Strenge Geldpolitik scheint zu wirken

Steigende Zinsen können hohen Verbraucherpreisen entgegenwirken, weil sich Kredite verteuern und das die Nachfrage bremst. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht einfach weitergeben, und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Mittelfristig streben die Fed und die EZB eine durchschnittliche Inflationsrate von rund 2 Prozent an. In Europas größter Volkswirtschaft Deutschland hatte sich das Leben im vergangenen Jahr so stark verteuert wie nie seit Gründung der Bundesrepublik vor mehr als 70 Jahren. Auch in den USA war die Inflation zeitweise so hoch war wie seit Jahrzehnten nicht.

Jüngste Daten zeigen, dass die hohe Inflation in den USA auf dem Rückzug ist. Zuletzt war die Inflationsrate in der größten Volkswirtschaft der Welt weiter zurückgegangen - ein Anzeichen für erste Erfolge der strengen Geldpolitik. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,5 Prozent. Doch Fed-Chef Powell betonte, dass sich die Verlangsamung des Preisauftriebs noch »im Anfangsstadium« befinde. Er machte deutlich, dass man nun nicht in einigen Monaten feststellen dürfe, dass die Zentralbank nicht genug getan habe, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen. »Ich sehe einfach nicht, dass wir in diesem Jahr die Zinsen senken werden«, stellte er klar.

Zentralbanken könnten Konjunktur abwürgen

Auch im Euroraum hat sich die Inflation zu Beginn des Jahres wegen eines geringeren Anstiegs der Energiepreise weiter abgeschwächt. Die Verbraucherpreise legten im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat nach einer ersten Schätzung des Statistikamts Eurostat um 8,5 Prozent zu. Dies ist die niedrigste Inflationsrate seit Mai 2022. Wie sich die Preise in Deutschland im Januar entwickelten, ist noch unklar. Wegen eines technischen Problems plant das Statistische Bundesamt die Veröffentlichung erst in der kommenden Woche. Auch EZB-Chefin Lagarde betonte zuletzt wiederholt, die Inflation in Europa sei nach wie vor »viel zu hoch«.

Mit einer straffen Geldpolitik wächst der Lehre nach aber auch das Risiko, dass die Zentralbanken die Wirtschaft so stark ausbremsen, dass die Konjunktur abgewürgt wird. Aktuelle Zahlen zum Wirtschaftswachstum in den USA mindern zwar Ängste vor einer möglichen Rezession. Doch Powell blickt vor allem mit Sorge auf den Arbeitsmarkt: »Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor nicht im Gleichgewicht. Die Nachfrage nach Arbeitskräften übersteigt das Angebot an verfügbaren Arbeitskräften erheblich.« Eine solche Situation kann zu einer Lohn-Preis-Spirale führen und den Preisauftrieb wieder anheizen. Bisher hat die strenge Geldpolitik der Fed den US-Arbeitsmarkt nicht geschwächt.

Hinter der US-Notenbank liegt ein turbulentes Jahr. Sie hob 2022 den Leitzins mehrfach um beachtliche 0,75 Punkte an - verlangsamte dann im Dezember aber das Tempo mit 0,5 Punkten. Die neuerliche Anhebung ist daher mit Blick auf die vergangenen Entscheidungen vergleichsweise moderat. Der Euro-Kurs stieg am Mittwochabend nach der Verkündung des neuerlichen Zinsschritts. Die nächste Sitzung der Fed steht im März an.

© dpa-infocom, dpa:230201-99-442193/7