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Exportwirtschaft startet schwach in zweite Jahreshälfte

Die exportorientierte deutsche Industrie bekommt die Schwäche der Weltwirtschaft zu spüren. Noch liegen die Ausfuhrzahlen über den Vorjahreswerten, doch die Aussichten trüben sich ein.

Containerterminal Altenwerder
Automatische Containertransporter (AGV) sind auf dem Gelände des Containerterminal Altenwerder (CTA) unterwegs. Foto: Christian Charisius
Automatische Containertransporter (AGV) sind auf dem Gelände des Containerterminal Altenwerder (CTA) unterwegs.
Foto: Christian Charisius

Deutschlands Exporteure stellen sich nach einem schwachen Start in die zweite Jahreshälfte auf schwierige Monate an.

»Das hoch risikoreiche weltwirtschaftliche Umfeld ist Gift für jede langfristige Investitionsentscheidung. Erschwert wird diese Situation durch die anhaltenden Lieferengpässe und Lieferverzögerungen«, kommentierte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, am Freitag.

Nachfrage kam fast zum Erliegen

Von Juni auf Juli des laufenden Jahres sanken die deutschen Ausfuhren um 2,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Nachfrage nach Waren »Made in Germany« aus wichtigen Absatzmärkten wie den USA und China ging zurück, der Handel mit Russland kam fast zum Erliegen.

Hohe Energiepreise, Probleme in den Lieferketten und ein insgesamt schwaches weltwirtschaftliches Umfeld belasten den Ausblick. Eine Mehrheit der Branchen erwartet in den nächsten Monaten einen Rückgang der Exporte, wie die jüngste Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter etwa 2300 Industrieunternehmen ergab.

»Der Handel ist nicht länger ein Wachstumsmotor, sondern hat sich zu einem Hemmschuh für das deutsche Wachstum entwickelt«, analysierte Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland. Auch VP-Bank-Chefökonom Thomas Gitzel ist überzeugt, das negative Vorzeichen bei den Exportzahlen werde in den kommenden Monaten häufiger auftauchen: »Die Exportzahlen sind also gewissermaßen ein Vorbote einer sich merklich abschwächenden Weltwirtschaft.«

Immerhin: Im Vergleich zum von der Pandemie geprägten Vorjahr fällt die Juli-Bilanz versöhnlicher aus. Zum Juli 2021 ergab sich nach Berechnungen des Bundesamtes ein Exportplus von 14,3 Prozent.

Abwärtstrend im Außenhandel erkennbar

Insgesamt lieferte Deutschland nach Angaben der Wiesbadener Statistiker im Juli Waren im Wert von 131,3 Milliarden Euro ins Ausland. Von Januar bis einschließlich Juli 2022 summierten sich die deutschen Ausfuhren auf 886,9 Milliarden Euro. Das ist trotz der wirtschaftlichen Verwerfungen in Folge des Krieges in der Ukraine ein Plus von 13,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

»Der wertmäßige Exportanstieg im Vorjahresvergleich liegt vor allem an den höheren Energiepreisen«, erklärte der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI). »Die Entwicklung bei den Exporten ist Grund zur ernsten Sorge.« Auch nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) ist ein Abwärtstrend im Außenhandel unverkennbar. »Besonders frappierend ist, dass jetzt sogar die Nachfrage aus unserem wichtigsten Exportmarkt, den USA, nachlässt«, kommentierte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Im Juli verringerten sich die Ausfuhren in die USA im Vergleich zum Vormonat um 13,7 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro.

Der Handel mit Russland kam infolge der Sanktionen gegen das Land fast zum Erliegen. Die deutschen Ausfuhren in die Russische Föderation sanken von Juni auf Juli um 15,1 Prozent auf nominal 1,0 Milliarden Euro. Die Einfuhren aus Russland nach Deutschland verringerten sich um über 17 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro - unter anderem weil weniger Erdgas aus Russland nach Deutschland strömte.

Insgesamt importierte Deutschland im Juli Waren im Wert von 125,9 Milliarden Euro. Das waren 1,5 Prozent weniger als im Juni 2022, aber 29,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Deutschland ist abhängig von Energieeinfuhren aus dem Ausland. Die Preise für Öl und Gas sind seit Beginn des Ukraine-Krieges deutlich gestiegen.

© dpa-infocom, dpa:220902-99-604151/4