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EVG: »Wir könnten die Bahn wochenlang lahmlegen«

Nach der ergebnislosen dritten Verhandlungsrunde zwischen der Bahn und der Gewerkschaft EVG zeichnet sich eine Verhärtung der Fronten ab. Die EVG kann sich durchaus längere Streiks vorstellen.

Warnstreiks im Schienenverkehr
An der Anzeigetafel auf einem Bahnsteig des Hauptbahnhofs Schwerin wird der Schriftzug »EVG-Streik!« angezeigt. Foto: Jens Büttner
An der Anzeigetafel auf einem Bahnsteig des Hauptbahnhofs Schwerin wird der Schriftzug »EVG-Streik!« angezeigt.
Foto: Jens Büttner

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn Warnstreiks über mehrere Tage angedroht. »Wir könnten die Bahn wochenlang lahmlegen«, sagte Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay der »Süddeutschen Zeitung« (Freitag). Zwei Warnstreiks hätten eigentlich reichen müssen, um ein verhandlungsfähiges Lohnangebot von der Deutschen Bahn zu bekommen. »Aber die Bahn ist offenbar nicht an ernsthaften Verhandlungen interessiert«, sagte Ingenschay, die mit Kristian Loroch für die Gewerkschaft die Verhandlungen führt.

Die nächsten Warnstreiks werden laut Ingenschay länger dauern. »Die Auswirkungen müssen offenbar massiver sein, damit es dem Arbeitgeber wehtut.« Denkbar sei, dass die EVG nacheinander in unterschiedlichen Regionen Aktionen starte. Oder dass Zugbegleiter und andere Berufsgruppen im Wechsel streiken. Das seien aber alles noch Denkmodelle. »Das System der Bahn ist so fragil, wenn wir da ein paar Stellwerke rausnehmen, dann bricht alles zusammen. Die neuen Streiks könnten sich mehrere Tage auswirken«, sagte Ingenschay.

Die Deutsche Bahn hatte die Gespräche der dritten Verhandlungsrunde vergangenen Mittwoch für beendet erklärt. Grund sei die Weigerung der Gewerkschaft, über das neue Angebot der Bahn für rund 180.000 Beschäftigte zu verhandeln, hatte der bundeseigene Konzern mitgeteilt. Es sah neben einem steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleich von insgesamt 2850 Euro eine stufenweise Erhöhung ab März des kommenden Jahres von insgesamt 10 Prozent für die unteren und mittleren sowie 8 Prozent für die oberen Lohngruppen vor.

Die Gewerkschaft lehnte das Angebot als nicht verhandlungsfähig ab. Sie fordert mindestens 650 Euro mehr im Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von einem Jahr. Der nächste Verhandlungstermin bei der Bahn ist für Ende Mai angesetzt.

© dpa-infocom, dpa:230428-99-482831/2