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Eurozone wächst im Frühjahr - Inflation geht weiter zurück

Die Teuerung im Euroraum nimmt ab, die Wirtschaft legt langsam zu. Deutschland ist das Wachstum allerdings nicht zu verdanken, zu den Treibern gehören andere Länder.

Eurozone
Die Wirtschaftsleistung in der Eurozone wächst leicht - allerdings nicht in Deutschland. Foto: Frank Rumpenhorst/DPA
Die Wirtschaftsleistung in der Eurozone wächst leicht - allerdings nicht in Deutschland.
Foto: Frank Rumpenhorst/DPA

Die Wirtschaft der Eurozone hat im Frühjahr einen Gang hochgeschaltet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im zweiten Quartal zum Vorquartal um 0,3 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Montag in Luxemburg nach einer ersten Schätzung mitteilte. Im ersten Quartal hatte das BIP stagniert, im Schlussquartal 2022 war es sogar um 0,1 Prozent geschrumpft. Volkswirte hatten im Schnitt ein Wachstum von 0,2 Prozent erwartet.

Der Euroraum konnte eine technische Rezession, also zwei Minusquartale in Folge, gerade so vermeiden. Aber die Wirtschaft hat sich im Winter schwach entwickelt. Dass die Entwicklung im Wirtschaftsraum im Frühjahr Fahrt aufnimmt, liegt aber nicht an Deutschland: Die größte Volkswirtschaft der Eurozone stagnierte von April bis Juni. Noch schlechter lief es in Italien, wo das BIP um 0,3 Prozent schrumpfte. Für Wachstum sorgten Frankreich und Spanien, die um 0,5 und 0,4 Prozent wuchsen. Besonders stark expandierte mit 3,3 Prozent die irische Wirtschaft, allerdings ist deren Wachstum durch Sondereffekte regelmäßig überzeichnet.

Leitzinsanhebungen bei der EZB

Die Inflation im Euroraum geht unterdessen weiter zurück, allerdings vor allem aufgrund statistischer Basiseffekte. Im Juli erhöhten sich die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr um 5,3 Prozent - nach 5,5 Prozent im Vormonat, wie Eurostat mitteilte. Es ist die niedrigste Inflationsrate seit Anfang 2022. Im vergangenen Jahr war die Inflation infolge des Ukraine-Kriegs zeitweise zweistellig gewesen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich seit Sommer 2022 mit kräftigen Leitzinsanhebungen gegen die hohe Teuerung. In den vergangenen zwölf Monaten hat sie ihre Leitzinsen um insgesamt 4,25 Prozentpunkte angehoben. Der weitere Kurs ist aber unklar, in der vergangenen Woche hat die Notenbank ihre Geldpolitik eng an die wirtschaftliche Entwicklung gebunden.

Mit besonderem Interesse verfolgt die EZB die Kerninflation abzüglich schwankungsanfälliger Preise für Güter wie Energie, da sie die Kernrate als aussagekräftiger für die Inflationsentwicklung einstuft. Im Gegensatz zur Gesamtinflation ging die Kernteuerung im Juli nicht zurück, sie stagnierte auf dem Vormonatswert von 5,5 Prozent. Zwar erhöhten sich die Preise von Industriewaren nicht ganz so deutlich wie im Vormonat, im großen Dienstleistungssektor beschleunigte sich aber der Preisauftrieb.

Energiepreise gesunken

In anderen Bereichen schwächte sich der Preisauftrieb jedoch ab: Lebens- und Genussmittel waren zwar immer noch 10,8 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, der Trend zeigt allerdings weiter nach unten. Die Energiepreise sanken erneut deutlich um 6,1 Prozent, nachdem sie vor einem Jahr drastisch gestiegen waren. Der aktuell starke Rückgang trägt zu dem statistischen Basiseffekt bei, der die Gesamtinflation im Vorjahresvergleich drückt.

Das Inflationsziel der EZB von mittelfristig zwei Prozent für die Eurozone wird allerdings nach wie vor klar überschritten.

© dpa-infocom, dpa:230731-99-624290/5