Große Schiffe in der EU sollen ihren Treibhausgasausstoß bis 2050 um 80 Prozent verringern. Darauf einigten sich Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments am frühen Donnerstagmorgen, wie das EU-Parlament mitteilte. Die EU-Staaten betonten in einer Mitteilung, dass es zeitlich befristete Ausnahmen gibt, etwa wenn Schiffe kleine Inseln und Gebiete ansteuern, die wirtschaftlich in hohem Maße von ihrer Anbindung abhängen.
Der an den Verhandlungen beteiligte Grünen-Abgeordnete Rasmus Andresen kritisierte: »Durch sehr weitreichende Ausnahmen, beispielsweise für den Inselverkehr und kleinere Schiffe, sind die vereinbarten Schlupflöcher zu groß.« Das neue Gesetz könne nur ein Einstieg in eine umweltfreundliche Schifffahrt sein.
Das EU-Parlament hatte sich in den Verhandlungen dafür stark gemacht, dass der CO2-Ausstoß von Schiffen ab 2035 um 20 Prozent und ab 2050 um 80 Prozent im Vergleich zu 2020 reduziert sein müsse. Die EU-Staaten waren dem Vorschlag der EU-Kommission gefolgt und hatten eine Reduzierung um 13 Prozent beziehungsweise 75 Prozent vorgeschlagen. Am Ende einigte man sich als Zwischenschritte auf 14,5 Prozent Reduktion bis 2035, 31 Prozent bis 2040 und 62 Prozent bis 2045.
Die Reduktionsziele gelten nach Angaben des Parlaments für Energie, die in oder zwischen EU-Häfen verbraucht wird. Wenn der Abfahrts- oder Ankunftshafen außerhalb der EU lägen, gelten die Reduktionsziele zu 50 Prozent.
Den Angaben zufolge sollen Schiffe ab einer Größe von 5000 Bruttoregistertonnen von den neuen Regeln betroffen sein. Diese sind laut EU-Parlament für den Großteil der CO2-Emissionen in der Seeschifffahrt verantwortlich.
Zudem sollen ab 2034 mindestens zwei Prozent erneuerbare Kraftstoffe verwendet werden. »Diese gilt jedoch nur, sollte der Anteil von E-Fuels in der Schifffahrt im Jahr 2030 unter einem Prozent liegen«, teilte die Initiative E-Fuel Alliance mit. Wenn E-Fuels mit erneuerbarem Strom hergestellt werden, können diese künstlichen Kraftstoffe klimaneutral sein.
Mitteilung EU-Staaten vom 2. Juni 2022
Pressemitteilung EU-Parlament vom 19. Oktober 2022
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