Angeheizt von hohen Energiepreisen sind die Preise für gewerbliche Produkte in Deutschland im Juli im Rekordtempo gestiegen. Die Erzeugerpreise legten gegenüber dem Vorjahresmonat um 37,2 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte.
Es war der stärkste Anstieg innerhalb eines Jahres seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Im Juni hatte sich der Auftrieb noch etwas verlangsamt (plus 32,7 Prozent). Im Vormonatsvergleich erhöhten sich die Erzeugerpreise im Juli um 5,3 Prozent - ebenfalls ein Rekordanstieg.
Die Erzeugerpreise beschreiben die Preisentwicklung für die in Deutschland erzeugten und verkauften Produkte des Bergbaus, der Industrie sowie der Energie- und Wasserwirtschaft. Sie haben in einer späteren Stufe des Wirtschaftsprozesses auch Auswirkungen auf die Verbraucherpreise.
Getrieben wird die Entwicklung nach wie vor durch die Energiepreise, die im Jahresvergleich um 105,0 Prozent stiegen. Erdgas war rund 163,8 Prozent teurer als im Juli 2021. Kraftwerke zahlten für Erdgas sogar 234,7 Prozent mehr, Industrieabnehmer 194,7 Prozent. Strom verteuerte sich innerhalb eines Jahres um 125,4 Prozent und Mineralölerzeugnisse um 41,8 Prozent.
Prognose nach oben gechraubt
Finanzmarktexperten erwarten vor allem wegen der stark gestiegenen Energiepreise inzwischen in diesem Jahr im Mittel eine Inflationsrate von 7,5 Prozent im Euroraum. Im Mai 2022 lag die Prognose für das Gesamtjahr noch bei 6,3 Prozent, wie aus einer Sonderbefragung des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW hervorgeht.
»Zwar erwarten die Finanzmarktexpertinnen und Finanzmarktexperten weiterhin, dass sich die Inflation in den nächsten beiden Jahren verlangsamen wird«, sagte ZEW-Forscher Frank Brückbauer. Allerdings entfernten sich die Prognosen seit mehreren Quartalen immer weiter von der EZB-Zielmarke von mittelfristig 2,0 Prozent. In den kommenden beiden Jahren erwarten die Befragten im Mittel Inflationsraten von 4,5 Prozent beziehungsweise 3,0 Prozent im Euroraum.
Für einen Teil der 176 befragten Expertinnen und Experten (43 Prozent) trägt auch die aus ihrer Sicht zu lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zu dem Inflationsanstieg bei. Die Notenbank hatte im Juli erstmals seit elf Jahren wieder die Leitzinsen im gemeinsamen Währungsraum erhöht. Kritiker werfen den Währungshütern vor, zu spät zu reagieren.
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