Erstmals seit der Wirtschaftskrise 2009 steigt die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland wieder. Rund 14.700 Unternehmen werden nach Schätzung von Creditreform bis zum Ende des laufenden Jahres den Gang zum Insolvenzgericht angetreten haben. Das wären nach Berechnungen der Wirtschaftsauskunftei etwa vier Prozent mehr als 2021.
»Die anhaltende Inflation, die steigenden Zinsen und Energiekosten sowie eine zunehmend verschärfte Wettbewerbssituation gehen bei vielen Unternehmen an die Substanz«, erläuterte der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch, anlässlich der Vorstellung der Zahlen am Dienstag in Frankfurt.
Experten rechnen mit weiterem Anstieg
Wie viele andere Experten rechnet auch Creditreform mit einem weiteren Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im nächsten Jahr: Der Anstieg von 2021 auf 2022 sei moderat, »dürfte aber erst der Auftakt für eine weitere Beschleunigung des Insolvenzgeschehens sein«.
In dem noch stark von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2021 hatte es nach amtlichen Angaben in Deutschland mit 13.993 Fällen so wenige Firmenpleiten gegeben wie nie seit Einführung der aktuellen Insolvenzordnung im Jahr 1999. Um eine Pleitewelle infolge der Pandemie abzuwenden, hatte der Staat Ausnahmeregelungen ermöglicht.
Eine gegenläufige Entwicklung beobachtet Creditreform im laufenden Jahr bei den Verbraucherinsolvenzen: Deren Zahl wird demnach 2022 zum Vorjahr um 17,3 Prozent auf 65.300 Fälle sinken. Ein Jahr zuvor war die Zahl der Verbraucherpleiten Creditreform-Zahlen zufolge mit plus 86,6 Prozent auf fast 79.000 Fälle nach oben geschossen. Grund dafür war eine Gesetzesänderung, die eine Befreiung von der Restschuld schon nach drei statt nach sechs Jahren möglich macht. Viele Betroffene hatten nach Einschätzung von Experten mit ihrem Insolvenzantrag gewartet, bis diese Änderung galt.
© dpa-infocom, dpa:221213-99-881882/3