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Erste Wasserstoff-Testlieferung aus den Emiraten angekommen

Deutschland will wegkommen von fossilen Brennstoffen. Wasserstoff spielt dabei eine wichtige Rolle - und die Vereinigten Arabischen Emirate, die ihn liefern. Ein erster Testlauf startet in Hamburg.

Wasserstoff
Ein Container mit einer Testlieferung mit Wasserstoff kommt in Hamburg an. Foto: Marcus Brandt
Ein Container mit einer Testlieferung mit Wasserstoff kommt in Hamburg an.
Foto: Marcus Brandt

Mit dem symbolischen Öffnen eines Gashahns hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Freitag auf dem Gelände des Hamburger Kupferherstellers Aurubis die erste Wasserstoff-Testlieferung aus den Vereinigten Arabische Emiraten in Empfang genommen. Sie bildet den Auftakt für weitere Lieferungen, die Habeck im Frühjahr bei einer Reise in die Golfstaaten vereinbart hatte und die als Testlauf zum Aufbau einer Wasserstoffwertschöpfungskette zwischen Deutschland und den VAE gilt.

»Wir müssen jetzt mehr denn je den Hochlauf von Wasserstoff voranbringen«, sagte Habeck, der zusammen mit dem Industrieminister der Emirate, Sultan Al Jaber, und Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zu Aurubis gekommen war. In Deutschland werde eine eigene Produktion von »grünem« Wasserstoff aufgebaut. »Aber natürlich brauchen wir vor allem auch Wasserstoff aus Importen.« Mit Ökostrom hergestellter »grüner« Wasserstoff soll künftig helfen, auf fossile Brennstoffe in der industriellen Produktion zu verzichten.

Sultan Al Jaber betonte, dass sein Land viel in die Entwicklung der Wasserstoff-Technologie investiert habe und dies zusammen mit den deutschen Partnern auch künftig weiter vorantreiben wolle. Habeck hatte Mitte März in Abu Dhabi mehrere Kooperationen zum Aufbau einer Wasserstoffwertschöpfungskette zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichnet.

Einsatz in der Drahtherstellung

Bei der ersten Testlieferung aus den VAE handelt es sich noch um sogenannten blauen Wasserstoff, der nicht wie der »grüne« mittels erneuerbarer Energie erzeugt wird, sondern mit Erdgas. Der von der Abu Dhabi National Oil Company gelieferte Wasserstoff wurde in Form des Wasserstoffderivats Ammoniak verschifft und war im September von der Hamburger Hafenlogistiker HHLA umgeschlagen worden. Im Vergleich zu Wasserstoff lässt sich Ammoniak einfacher, effizienter und kostengünstiger speichern und transportieren.

Den Wasserstoff wird Aurubis für einen ersten, rund achtwöchigen Testlauf zur klimaneutralen Umstellung der Kupferdrahtproduktion einsetzen. »Wir wollen klimaneutral produzieren - und das deutlich vor 2050«, sagte Aurubis-Chef Roland Harings. Mit dem Pilotprojekt solle gezeigt werden: »Der Aufbau einer «blauen» und in Zukunft «grünen» Ammoniak-Wertschöpfungskette zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist nicht nur theoretisch möglich, sondern funktioniert auch praktisch.«

Mit Erdgas ist Wasserstoff nicht nachhaltig

Der Hamburger Senat will die Hansestadt zu einem Wasserstoff-Hub machen und plant den Aufbau einer eigenen Herstellung mit einem sogenannten Elektrolyseur im Hafen. »Hamburg hat das Ziel, ein führender Wasserstoffstandort in Europa zu werden«, sagte Bürgermeister Tschentscher. Der Hafen biete beste Voraussetzung für Import und Vertrieb von regenerativen Energieträgern. »Als weltweit vernetzte Handels- und Logistikmetropole kann Hamburg seine Expertise in die Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten einbringen.«

Kritik an der ersten Ammoniak-Testlieferung äußerte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). »Die Herstellung von Wasserstoff aus Erdgas verbraucht enorme Mengen an Erdgas nicht nur für das Endprodukt, den Wasserstoff, sondern auch für den Herstellungsprozess unter hohem Druck und hoher Hitze«, sagte BUND-Landesgeschäftsführer Lucas Schäfer.

Dazu komme der Energieverlust für die Umwandlung von Wasserstoff in Ammoniak für den Transport sowie für die CO2-Abscheidung und die unterirdische Speicherung des Treibhausgases. Insgesamt sei »blauer Wasserstoff« damit um mehr als 20 Prozent klimaschädlicher als die direkte Verbrennung von Kohle oder Erdgas.

© dpa-infocom, dpa:221021-99-214599/2