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Erste Festgeldangebote mit Zinsen oberhalb der Inflation

Nach jahrelanger Flaute können sich Sparer über Zinsen freuen, die in der Spitze auch über der Inflation liegen. Der Zinsgipfel könnte allerdings teilweise bald erreicht sein.

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Sparer in Deutschland profitieren nach langer Durststrecke von gestiegenen Zinsen und der zuletzt gesunkenen Inflation. Foto: Hendrik Schmidt/DPA
Sparer in Deutschland profitieren nach langer Durststrecke von gestiegenen Zinsen und der zuletzt gesunkenen Inflation.
Foto: Hendrik Schmidt/DPA

Sparer in Deutschland profitieren nach langer Durststrecke von gestiegenen Zinsen und der zuletzt gesunkenen Inflation. Erste Topanbieter zahlen für Festgeldanlagen mit einem Jahr Laufzeit Zinsen, die mit 4,75 Prozent oberhalb der Inflationsrate von 4,5 Prozent im September liegen, wie aus einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox hervorgeht. »Für Sparer ist die Rückkehr positiver Realzinsen eine wichtige Zäsur«, sagte Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.

Im Schnitt liegt der Realzins - also der Zins nach Abzug der Inflation - den Angaben zufolge bei Festgeldanlagen allerdings immer noch bei minus 1,18 Prozent (Stichtag: 20. Oktober). Der Wertverlust durch die Teuerung ist damit größer als der Kapitalzuwachs durch die Zinsen.

Verivox zufolge könnte die Ära steigender Zinsen bald zu Ende gehen. »Momentan deutet viel darauf hin, dass die Festgeldzinsen ihren Gipfel bald erreicht haben«, sagte Maier.

Vorerst keine weitere EZB-Zinserhöhung erwartet

Im Kampf gegen die hohe Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) seit Juli 2022 die Zinsen im Euroraum bislang zehnmal infolge erhöht. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken kann. Volkswirte erwarten, dass die Währungshüter bei ihrer Sitzung an diesem Donnerstag die Zinsen unverändert lassen. Die Inflation hat sich abgeschwächt und die Sorge um die Konjunktur wächst.

Beim Tagesgeld profitieren viele Anleger den Angaben zufolge bis heute kaum von steigenden Zinsen. Bei 27 Prozent der insgesamt 747 von Verivox ausgewerteten Banken und Sparkassen mit mindestens einem Tagesgeldangebot erhalten Sparer maximal 0,25 Prozent Zinsen. Bei einigen Instituten gehen sie weiter leer aus. »Der Einlagezins der EZB ist so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der Eurozone«, sagte Maier. »Doch noch immer geben insbesondere viele Regionalbanken die hohen Zinsen nicht an ihre Kundinnen und Kunden weiter.«

Tagesgeld mehr eine »Geldaufbewahrung«

Aus Sicht von Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis handelt es sich bei Tagesgeld allerdings eher um eine »Geldaufbewahrung«, als um eine Geldanlage. Im Gegensatz zum Festgeld können Sparer auf Tagesgeld jederzeit zugreifen. Banken und Sparkassen könnten mit diesen Mitteln daher nur schwer kalkulieren, sagte Schleweis jüngst. »Das merkt man dann am Zinsangebot.«

Eine Übersicht zur Verzinsung von Sparanlagen bietet auch das Verbraucherportal Biallo.de.

© dpa-infocom, dpa:231026-99-706628/3