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Eon-Chef sieht Wettbewerbsfähigkeit Europas gefährdet

Eon-Chef Birnbaum hält wegen dauerhaft hoher Gaspreise einen Wohlstandsverlust in Europa für möglich und fordert: »Ärmel hochgekrempelt lassen«. Auch wünscht er sich bessere Bedingungen für Investitionen.

Eon-Chef Birnbaum
Leonhard Birnbaum, Vorstandsvorsitzender des Energieversorgers Eon, bei einer Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Foto: Henning Kaiser
Leonhard Birnbaum, Vorstandsvorsitzender des Energieversorgers Eon, bei einer Bilanzpressekonferenz des Unternehmens.
Foto: Henning Kaiser

Der Vorstandsvorsitzende von Deutschlands größtem Energieversorger Eon, Leonhard Birnbaum, sieht infolge der Energiekrise die Wettbewerbsfähigkeit Europas gefährdet. »Wir verlieren gegenüber den USA und Asien an Boden«, sagte er am Dienstagabend vor Journalisten in Essen. Durch die Umstellung auf Flüssiggas (LNG) per Schiff werden die Energiepreise seiner Meinung nach nicht mehr auf das Vorkriegsniveau zurückkommen. Die europäische Gesellschaft müsse deshalb »jetzt die Ärmel hochgekrempelt lassen« und für ihren Wohlstand kämpfen, so Birnbaum.

Der Manager erneuerte seinen Appell, weiter Energie zu sparen und sich nicht in Sicherheit zu wiegen. Gleichzeitig brauche es attraktivere Investitionsanreize für internationale Kapitalgeber, um die grüne Transformation voranzutreiben.

»Der Wettbewerb um internationales Kapital wird schwieriger«, sagte Birnbaum. Dies gelte für Eon und für Europa. Als Positivbeispiel führte er den Inflation Reduction Act in den USA an. Mit dem Förderprogramm zur Bekämpfung der Inflation hat die USA laut dem Manager einen energie- und wirtschaftspolitischen Rahmen geschaffen, »den sich viele in der aktuellen Situation in Europa wünschen würden«.

Investitionen sollen sich wieder mehr lohnen

Birnbaum forderte, die Energiewende besonders voranzutreiben. 2023 müsse neuen Schub bringen »vor allem für die richtigen regulatorischen Anreize, damit sich Investitionen insbesondere in Energieinfrastruktur wieder lohnen«. Der Eon-Chef forderte Bürokratieabbau. »Denn was nützt das Ziel, in Deutschland ein Windrad in zehn Monaten zu genehmigen, wenn wir zehn Jahre für die Leitung benötigen, die den daraus erzeugten Strom weiterleitet?«

Eon will bis 2026 europaweit 22 Milliarden Euro in den Ausbau der Netzinfrastruktur stecken. Dafür brauche es aber passende Investitionsbedingungen, mahnte Birnbaum an. 2022 habe klargemacht, dass Versorgungssicherheit keine Selbstverständlichkeit sei. Vor diesem Hintergrund seien die staatlichen Interventionen unvermeidlich und richtig gewesen. Aber er warnte davor, in »eine unüberlegte Staatsgläubigkeit« zurückzufallen.

Eon beliefert in Deutschland rund 14 Millionen Privat- und Geschäftskunden. Darunter sind rund 1,5 Millionen Gaskunden. Neben dem Energievertrieb ist der Betrieb von Verteilnetzen die andere große Säule im Kerngeschäft des Konzerns.

© dpa-infocom, dpa:230201-99-433952/2