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Ein gutes Jahr für Sparer geht zu Ende - Trendwende in 2024?

Sparer profitieren von dem rasanten Zinsanstieg im Euroraum. Die Zinsen für Tagesgeld haben sich nahezu vervierfacht. Doch die Rallye scheint allmählich beendet.

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Kampf gegen hohe Inflation: Sparer profitierten 2023 von einer Serie von Zinserhöhungen der EZB. Foto: Hendrik Schmidt/DPA
Kampf gegen hohe Inflation: Sparer profitierten 2023 von einer Serie von Zinserhöhungen der EZB.
Foto: Hendrik Schmidt/DPA

Nach jahrelanger Durststrecke haben Millionen Sparer 2023 erstmals wieder im größeren Stil von gestiegenen Zinsen profitiert. »Für die meisten deutschen Sparer war 2023 ein gutes Jahr«, sagt Oliver Maier vom Vergleichsportal Verivox. Ob die Zinsen für Tagesgeld und Co. 2024 weiter steigen, scheint allerdings fraglich. Beim Festgeld zeichnet sich bereits die Trendwende ab.

Sparerinnen und Sparer profitierten 2023 von der beispiellosen Serie von Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation. Das Interesse der Kreditinstitute an Einlagen der Sparer wuchs wieder. Die Geldhäuser verdienen daran, dass sie mehr Zinsen für Kredite kassieren, als sie Sparern zahlen.

Allerdings ließen sich Banken und Sparkassen nach einer Analyse der Deutschen Bundesbank mit der Weitergabe von Zinsen an Sparer zunächst mehr Zeit als früher. Seit September 2022 sei die Zinsweitergabe noch träger als in der Vergangenheit, schrieben die Experten in der Juni-Ausgabe des Bundesbank-Monatsberichts.

Inzwischen hat sich die Teuerung abgeschwächt. Das hat Folgen für Tagesgeld und Co. »Durch die sinkende Inflationsrate und die schwächelnde Konjunktur steigt der Druck auf die Währungshüter, die Leitzinsen schon im ersten Halbjahr 2024 erstmals zu senken. In ihren Festgeldkonditionen preisen die Banken das schon ein«, erläutert Maier. Nachdem es bis November nach oben gegangen sei, seien die Festgeldzinsen inzwischen wieder leicht rückläufig.

Tagesgeldzinsen dürften kaum noch steigen

Beim Tagesgeld beobachtet das Vergleichsportal, das die Zinsen von rund 800 Banken und Sparkassen auswertet, in der Breite zwar noch keine sinkenden Zinsen. Es dürfte von jetzt an aber kaum noch nach oben gehen, erwartet Maier. Stichtag für die Auswertung war der 18. Dezember, erfahrungsgemäß tut sich um Weihnachten herum wenig bei den Zinsen.

Seit Beginn des Jahres 2023 haben sich die durchschnittlichen Zinsen auf dem Tagesgeldkonto, auf das Sparer jederzeit zugreifen können, bei bundesweit verfügbaren Angeboten im Schnitt von 0,46 Prozent auf 1,70 Prozent beinahe vervierfacht. Je nach Kreditinstitut werden die Zinsen monatlich, quartalsweise, halbjährlich oder jährlich ausgezahlt.

Festgeldzinsen im Schnitt höher als Inflation

Für Festgeld mit zwei Jahren Laufzeit bekommen Sparer der Auswertung zufolge bei bundesweit tätigen Geldhäusern im Schnitt aktuell 3,30 Prozent Zinsen, zu Jahresbeginn 2023 waren es noch 2,17 Prozent. Die Zinsen liegen damit inzwischen über der Inflationsrate von zuletzt 3,2 Prozent. Durchschnittlich verzinstes Festgeld bringt also etwas höhere Erträge als das angelegte Geld durch die Inflation an Wert verliert.

Auf einem Festgeldkonto wird Erspartes für einen bestimmten Zeitraum angelegt. Sparer können in dieser Zeit nicht über das Geld verfügen, deshalb sind die Zinsen in der Regel höher als beim Tagesgeld. Am Ende der Laufzeit fließt das angelegte Geld verzinst zurück. Informationen zur Verzinsung von Sparanlagen bietet auch das Verbraucherportal Biallo.de.

Regionale Institute hinken hinterher

Bundesweit aktive Kreditinstitute stehen stärker im Wettbewerb und buhlen daher oft mit höheren Zinsen um Sparer. Zwar haben auch Sparkassen und Volksbanken die Zinsen erhöht, allerdings hinken viele regionale Kreditinstitute der Auswertung zufolge hinterher.

Sparkassen zahlten demnach im Schnitt zuletzt 0,60 Prozent auf Tagesgeld – weniger als ein Viertel dessen, was Anleger bei bundesweit tätigen Banken durchschnittlich bekommen. Bei den regionalen Genossenschaftsbanken sind es mit 0,59 Prozent noch etwas weniger.

Auch für Festgeld gibt es im Schnitt bei regionalen Instituten weniger. Bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro macht das über eine Laufzeit von zwei Jahren nach Berechnungen von Verivox bei Sparkassen 195 Euro und bei örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie den PSD- und Sparda-Banken 173 Euro weniger Zinsertrag.

»Viele Sparkassen und Volksbanken vertrauen darauf, dass ihre Kunden die Bank auch dann nicht wechseln werden, wenn sie woanders deutlich mehr Zinsen einstreichen könnten«, erläutert Maier.

Der zum Jahreswechsel in den Ruhestand gegangene Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis mahnte im Oktober, die Kundschaft nicht durch zu niedrige Sparzinsen zu verschrecken. Zwar sei es in Zeiten der schnellen Zinswende unmöglich, alle Bestandseinlagen sofort hoch zu verzinsen. »Wenn wir aber den Eindruck hinterlassen, Sparsamkeit nicht mehr zu belohnen, dann nagt das an unserer DNA, eine Institution zum Sparen zu sein.«

© dpa-infocom, dpa:231231-99-449845/2