Logo
Aktuell Wirtschaft

Easyjet und Ryanair sehen hohe Nachfrage nach Urlaubsflügen

Die beiden führenden Direktfluggesellschaften Europas erwarten für 2023 eine starke Nachfrage. Während Easyjet langsam das Vor-Corona-Niveau ansteuert ist die irische Ryanair schon sehr viel weiter.

Easyjet
Ein Adressanhänger mit dem Logo von Easyjet ist an einem Koffer am BER befestigt. Das Unternehmen stellt seine Jahreszahlen vor. Foto: Paul Zinken
Ein Adressanhänger mit dem Logo von Easyjet ist an einem Koffer am BER befestigt. Das Unternehmen stellt seine Jahreszahlen vor.
Foto: Paul Zinken

Trotz steigender Sorgen vor hohen Lebenskosten fahren viele Menschen in den Urlaub und kurbeln damit auch die Einnahmen des britischen Billigfliegers Easyjet an. Die Airline sehe trotz des Drucks auf die Haushalte eine große Nachfrage über Weihnachten und Silvester, sagte Easyjet-Chef Johan Lundgren am Dienstag der BBC. Allerdings gebe es außerhalb der Stoßzeiten weniger Buchungen als sonst. Die Fluggesellschaft teilte mit, dass sich die Verkäufe deutlich erholt hätten, die Verluste für das Geschäftsjahr bis zum 30. September seien eingeschränkt worden.

Easyjet will im kommenden Herbst wieder die Kapazität von vor der Corona-Pandemie erreichen. Das Unternehmen will zunächst im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 38 Millionen Sitze anbieten und in der zweiten Hälfte 56 Millionen. Dabei ist im vierten Quartal (bis Ende September) eine Zahl auf Vor-Pandemie-Niveau zu erwarten, wie der Ryanair-Konkurrent in Luton bei London mitteilte.

Ryanair bekräftigt Wachstumskurs

Der größere Konkurrent Ryanair bekräftigte am Dienstag seinen ambitionierten Wachstumskurs. Die bereits über dem Vorkrisen-Niveau fliegenden Iren erwarten für das Geschäftsjahr 2022/2023 mehr als 168 Millionen Passagiere nach 149 Millionen im Jahr 2019/2020. Die Menschen in Europa wollten nach zwei Jahren Pandemie wieder fliegen, sagte Konzernchef Michael O'Leary bei einer Veranstaltung der Flugsicherungsorganisation Eurocontrol in Brüssel. Fliegen werde zwar etwas teurer, aber nicht unerschwinglich. Für vier bis fünf Jahre werde man extrem niedrige Ticketpreise wie 9,90 Euro nicht sehen, gleichwohl werde sich der durchschnittliche Streckenpreis bei Ryanair nur von zuletzt 40 auf wahrscheinlich 50 Euro steigern.

O'Leary sagte dem Konkurrenten Easyjet voraus, dass er wegen fehlenden Wachstums in den kommenden Jahren entweder von Air France-KLM oder dem British-Airways-Mutterkonzern IAG übernommen werde. Lufthansa werde gleichzeitig die ungarische Wizz Air kaufen. Langfristig sehe er in Europa nur Platz für die drei großen Netz-Carrier und einen großen Billigflieger. Der Ryanair-Boss appellierte erneut an die EU, Überflüge vor Streiks der nationalen Flugsicherungen zu schützen. Ohnehin berge eine Reform des europäischen Flugsicherungssystems die derzeit größte Möglichkeit, umweltschädliches CO2 einzusparen.

Easyjet hatte bereits Mitte Oktober vorläufige Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorgelegt. Der Start ins neue, seit Oktober laufende Geschäftsjahr 2022/2023 war angesichts steigender Ticketpreise vielversprechend.

Easyjet sorgt sich um Treibstoffpreise

Das Unternehmen verwies zugleich auf viele Sorgen wie steigende Treibstoffpreise wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine. Trotz der globalen Unsicherheiten erwartet Easyjet-Chef Lundgren im Sommer einen großen »Nachholbedarf«. Billigfluggesellschaften profitierten in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, weil viele Menschen Wert auf Preise legten, sagte er der BBC.

Der Umsatz pro Sitzplatz dürfte im ersten Quartal um mehr als ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zulegen. Laut Easyjet sind auch die gebuchten Ticketerträge für Ostern stark. Die Auslastung liege über der des Vorjahreszeitraums. Zugleich mahnte Lundgren, Easyjet müsse mehr tun, um die Nachfrage außerhalb der Stoßzeiten zu stimulieren. Zudem kämen große Kosten auf die Branche zu wie weiter steigende Treibstoffkosten, einen starken US-Dollar und Forderungen nach höheren Löhnen. Die Inflation lag in Großbritannien mit mehr als 11 Prozent zuletzt auf dem höchsten Stand seit 41 Jahren.

Fragen nach einem Anstieg der Ticketpreise im Sommer wich Lundgren aus. Der Chef von Wettbewerber Ryanair, Michael O'Leary, hatte bereits im August angekündigt, dass die Kosten je Ticket in den kommenden fünf Jahren von etwa 40 auf 50 Euro steigen würden.

© dpa-infocom, dpa:221129-99-707581/3