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Druck auf Wohnungsmarkt: Mieten steigen schneller

Die Zinsen für Immobilienkredite sind hochgeschossen und Bauen ist teuer - viele Menschen können sich kein Wohneigentum mehr leisten. Das wirkt sich laut einer neuen Analyse bei den Mieten aus.

Wohnhaus in Frankfurt/Main
Ein Wohnviertel am Westhafen in Frankfurt am Main. Foto: Arne Dedert
Ein Wohnviertel am Westhafen in Frankfurt am Main.
Foto: Arne Dedert

Der Anstieg der Wohnungsmieten in Deutschland hat sich nach einer Phase mit relativ moderaten Zuwächsen wieder beschleunigt. Im dritten Quartal kletterten die Angebotsmieten nach Daten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Schnitt kräftig um 5,8 Prozent zum Vorjahresquartal. Das war mehr als das Mittel aus dem dritten Quartal der vergangenen drei Jahre (plus 4,5 Prozent). In allen Bundesländern lag der Zuwachs über dem mittelfristigen Trend.

»Es zeigt sich, dass die Dynamik zunimmt«, sagte IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. Die Menschen suchten zunehmend Mietwohnungen, während einige Vermieter offenbar wegen der hohen Inflation höhere Mieten ansetzten. Zudem gebe es in ländlichen Regionen, die noch vergleichsweise günstigen Wohnraum bieten, Aufholeffekte.

Unter den Bundesländern stiegen die Angebotsmieten am wenigsten stark in Baden-Württemberg, Sachsen und Hessen mit gut 4 Prozent gemessen am Vorjahresquartal. Am kräftigsten kletterten sie im Saarland (plus 7,9 Prozent), in Brandenburg (9,1 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (10,3 Prozent). Dem Jahresvergleich der Angebotsmieten lagen fast 1,5 Millionen Inserate auf großen Immobilienportalen zugrunde. Die Angebotsmieten bedeuten noch keine Abschlüsse, zeigen aber die Richtung am Markt. Auch lässt sich nur selten über Mieten verhandeln.

Metropolen schon vorher auf sehr hohem Niveau

In den Metropolen gab es demnach relativ moderate Aufschläge bei den Angebotsmieten in Frankfurt (plus 1,4 Prozent zum Vorjahresquartal) Stuttgart (2,4 Prozent) und München (3,5 Prozent). Dagegen legten die Angebotsmieten in Düsseldorf (5,9 Prozent), Leipzig (7,8 Prozent) und Berlin (8,3 Prozent) besonders zu. »In den sehr teuren Städten fallen die Zuwächse - wahrscheinlich aufgrund fehlender Zahlungsfähigkeit - geringer aus«, sagte Voigtländer. In den Metropolen haben die Mieten nach Jahren des Immobilienbooms schon ein sehr hohes Niveau erreicht.

Gestiegene Kreditzinsen, hohe Baupreise und die Rekordinflation machen Wohneigentum weniger erschwinglich. Die Zinsen für zehnjährige Immobilienkredite haben sich seit Jahresbeginn mehr als verdreifacht. Viele Menschen weichen daher auf den Mietmarkt aus. Die sich verlagernde Nachfrage werde dort den Aufwärtsdruck auf die Mieten erhöhen, hieß es jüngst in einer Studie der Landesbank Helaba.

Die Neuvertragsmieten zogen zuletzt wieder stärker an mit einem Zuwachs von rund fünf Prozent binnen Jahresfrist, beobachteten jüngst auch die DZ Bank und der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp). Grund für die »spürbar steigenden Mieten« sei neben der Verschiebung der Nachfrage auch die steigende Zuwanderung mit vielen Flüchtlingen aus der Ukraine, hieß es bei der DZ Bank. Ein hoher Bedarf an bezahlbarem Wohnraum treffe auf sinkende Leerstände in den Städten.

© dpa-infocom, dpa:221212-99-867276/3