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Deutsche Wirtschaft trotzt Energiekrise

Die hohe Inflation dämpft die Konsumlaune der Menschen. Stark gestiegene Energiepreise belasten auch Unternehmen. Dennoch wächst die deutsche Wirtschaft im Sommer - anders als erwartet.

Deutsche Wirtschaft
Der Krieg gegen die Ukraine wirkt sich auch auf die deutsche Wirtschaft aus. Foto: Bernd Thissen
Der Krieg gegen die Ukraine wirkt sich auch auf die deutsche Wirtschaft aus.
Foto: Bernd Thissen

Trotz Energiekrise und hoher Inflation ist die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal überraschend gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Ökonomen hatten angesichts der wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges im Schnitt dagegen mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung gerechnet. Sie erwarten, dass Europas größte Volkswirtschaft in den kommenden Quartalen schrumpft und damit in eine Rezession rutscht.

Nach dem leichten Anstieg im zweiten Quartal um 0,1 Prozent habe sich die deutsche Wirtschaft trotz schwieriger weltwirtschaftlicher Rahmenbedingungen mit anhaltender Corona-Pandemie, gestörten Lieferketten, steigenden Preisen und dem Krieg in der Ukraine behauptet, erläuterte die Wiesbadener Behörde. Die Wirtschaftsleistung sei vor allem von den privaten Konsumausgaben getragen worden.

Im Vorjahresvergleich übertraf das BIP preis-, saison- und kalenderbereinigt sogar erstmals das Niveau vor der Corona-Krise.

Experten erwarten harten Winter

Ökonomen gehen davon aus, dass der deutschen Wirtschaft ein harter Winter bevorsteht. Zwar stabilisierte sich die Stimmung der Verbraucher zuletzt etwas. Die Situation bleibt nach Einschätzung der GfK-Konsumforscher aber angespannt. »Solange die Inflation hoch bleibt und Zweifel an einer uneingeschränkten Energieversorgung bestehen, wird sich das Konsumklima nicht spürbar und nachhaltig erholen können«, sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl.

Die hohen Energiepreise belasten auch viele Unternehmen in Deutschland in wachsendem Maß. Die Stimmung in der Wirtschaft verschlechterte sich im Oktober erneut. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel zum Vormonat geringfügig um 0,1 Punkte auf 84,3 Punkte. »Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt düster«, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Für das Gesamtjahr 2022 sagen Prognosen noch ein Wachstum für die deutsche Wirtschaft voraus. Fürs kommende Jahr insgesamt rechnen Volkswirte mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung. Zwar dürfte der sich abzeichnende Konjunktureinbruch nach Einschätzung etlicher Ökonomen heftiger ausfallen als in vielen anderen Ländern Europas, aber bei weitem nicht so schlimm werden wie im Corona-Krisenjahr 2020. Damals war das Bruttoinlandsprodukt in Europas größter Volkswirtschaft um mehr als vier Prozent geschrumpft.

Die Bundesregierung erwartet für dieses Jahr noch ein Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent, im kommenden Jahr wird mit einem Rückgang um 0,4 Prozent gerechnet. Der Arbeitsmarkt sei aber nach wie vor robust. Die Ampel-Koalition will Verbraucher und Unternehmen wegen der hohen Energiepreise mit einem »Abwehrschirm« in Höhe von bis zu 200 Milliarden Euro unterstützen.

Statistisches Bundesamt zum BIP

Statistisches Bundesamt BIP 2021 und Haushaltsdefizit

Bundesamt-Zeitreihe BIP

Monatsberichte Bundesbank

Ifo-Geschäftsklima

Defizit-Quoten der EU-Länder

Lange Reihe Haushaltsdefizit

BIP 2. Quartal

GfK-Konsumklima Oktober

BIP 3. Quartal

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